Wirtschaft

ÖBB auf der Suche nach 2.000 Lokführern

Die gute Nachricht: Alle ÖBB-Teilkonzerne konnten 2018 positiv bilanzieren. Das gab ÖBB-Chef Andreas Matthä am Mittwoch bekannt und hat damit der Bilanzpressekonferenz ein wenig vorgegriffen. Erstmalig wurden in einem Jahr mehr als 250 Mio. Fahrgäste befördert.

Die große Herausforderung der nächsten Jahre: Mitarbeiter finden. In den nächsten fünf bis sieben Jahren müssen 9.000 neue Mitarbeiter rekrutiert werden. Ein Viertel der Belegschaft wird sich in den nächsten Jahren in die Pension verabschieden. Aktuell liegt der ÖBB-Altersschnitt bei 46 plus. Insgesamt habe die ÖBB rund drei Bewerber für eine Lehrstelle.

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Der größte Brocken laut Matthä: 2.000 Lokführer müssen gefunden werden. „Alleine heuer wollen wir 460 Lokführer aufnehmen“, sagte der Manager. Auch wenn die Automatisierung in den nächsten Jahren zunehmen wird, werde immer ein Lokführer die Fahrt überwachen.

Sehr wohl aber werden aufgrund der fortschreitenden Technologisierung nicht alle von rund 10.000 Abgängen nachbesetzt: „Die Kunst ist es, rechtzeitig die richtigen Leute an Bord zu nehmen, um das Wissen der Älteren noch zu übergeben und auch rechtzeitig auf gewisse Automatisierungen zu setzen.“

 

Private auf Suche

Nicht nur die ÖBB, auch die privaten Güterbahnen sind von einem Fachkräftemangel betroffen. „Hunderte Mitarbeiter“ würden bis 2025 gesucht. „Wir suchen in erster Linie Verstärkung in den fachspezifischen Berufen Lokführer, Wagenmeister und Verschieber“, so Andreas Mandl, Vorsitzender des Ausschusses Güterverkehr im Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Mittwoch in einer Aussendung.

Über die Online-Plattform www.komm-zum-zug.at können sich Interessierte über die Berufsbilder informieren und gleich direkt bei den Unternehmen in ganz Österreich bewerben.

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Deutschland: 700 bis 1.500 Lokführer fehlen

Auch in Deutschland ist Lokführer mittlerweile zu einem der größten Mangelberufe im Land geworden. Über mehrere Jahre wurden schlicht zu wenige Lokführer ausgebildet, viele Bewerber fühlen sich von Schichtdiensten und unregelmäßigen Arbeitszeiten abgeschreckt. Aktuell vergehen rund 147 Tage, bis eine frei werdende Stelle als Zugführer nachbesetzt werden kann.

Insgesamt 700 bis 1.500 Lokführer würden der Deutschen Bahn fehlen, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion vor einigen Tagen.  

Flüchtlinge als Zugführer

In Baden-Württemberg sucht nicht nur die Deutsche Bahn neues Personal. Die Eisenbahnunternehmen Abellio und Go Ahead sowie andere regionale Verkehrsgesellschaften suchen Fachkräfte. So wurde in dem südwestlichen Bundesland ein Modellprojekt gestartet: In Stuttgart, in der Zollernalb-Region und im Raum um Karlsruhe bzw. Mannheim sollen zunächst je 15 Migranten in 15 Monaten zum Lokführer ausgebildet werden. So sollen den Azubis Integrations-Trainer beiseite gestellt werden, ebenso sollen berufsspezifische Sprachkurse angeboten werden.

„Das Projekt könnte zum Modell zur Qualifizierung von Geflüchteten werden“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Christian Rauch, den Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Das Modellprojekt soll sowohl vom Verkehrsministerium als auch der Arbeitsagentur mitfinanziert werden.

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Schweizer Bahn lockt deutsche Lokführer mit Traumgehalt

Wie in Österreich und Deutschland ist auch die Bahn in der Schweiz auf Suche nach Facharbeitern. 200 offenen Zugführer-Stellen gilt es für die SBB zu besetzen. Um den Fachkräftemangel auszugleichen, fischen die Eidgenossen in deutschen Gefilden, werben unter anderem in Süddeutschland und locken mit üppigen Gehältern.

Lehrlinge bekommen während ihrer Ausbildung ein Gehalt von 3.800 Franken, was rund 3.350 Euro entspricht. Nach der Lehrzeit steigt es auf 6.000 Franken, also umgerechnet 5.800 Euro.

In Deutschland bekommt ein fertig ausgebildeter Lokführer im Schnitt 3.500 Euro Monatslohn, nur ein wenig mehr als ein Lehrling in der Schweiz. Aktuell arbeiten derzeit rund 120 deutsche Zugführer bei der SBB, so die Frankfurter Allgemeine.