Wirtschaft

AUA fliegt in tiefrote Zahlen - Jobabbau geht weiter

Im März kam die Hiobsbotschaft: Die Austrian Airlines müssen ihren Sparkurs verschärfen. Insgesamt werden bis zum Jahr 2023 1.350 Stellen gestrichen - mehr als im Vorjahr geplant. Zudem soll die Flotte bis 2025 von insgesamt 80 auf 58 Flugzeuge schrumpfen. "Die Pandemie dauert deutlich länger als erwartet, und die Auswirkungen werden auch noch mehrere Jahre spürbar sein", erklärte sich AUA-Chef Alexis von Hoensbroech damals. Nach der Krise werde die AUA "eine ganz andere sein", und zwar "schlanker, digitaler und moderner".

Bisher sind bereits 850 Stellen bei der Lufthansa-Tochter durch natürliche Fluktuation weggefallen. Bis 2023 werden die fehlenden 500 folgen müssen, so die Fluglinie.

Nach der Krise ist (nach wie vor) während der Krise. Die Wucht mit der die Coronakrise die Luftfahrtbranche erwischt hat, hallt noch nach. So haben die Lufthansa und ihre Tochter-Fluglinien (Austrian Airlines, Eurowings, Swiss und Brussels) von April bis Juni etwa sieben Millionen Fluggäste befördert - das waren zwar weit mehr als im Vorjahreszeitraum, als der Luftverkehr weitgehend am Boden lag, aber nur 18 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019.

Maue Flugtätigkeit

Die maue Flugtätigkeit macht sich auch in den Bilanzen bemerkbar - die Austrian folg im zweiten Quartal in die roten Zahlen. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag im zweiten Quartal bei minus 95 Mio. Euro. Ein Jahr davor, während des ersten Lockdowns waren es mit minus 99 Mio. Euro etwas mehr. Im gesamten Halbjahr lag das operative Minus heuer bei -201 (-235) Mio. Euro, nach -53 Mio. Euro von Jänner bis Juni 2019.

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Das rekonstruierte Unternehmen werde 20 Prozent kleiner sein, verkündete die AUA heute via Aussendung. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2020 ist der Personalstand schon von 6.756 auf 6.132 gesunken, im ersten Halbjahr 2019 zählte man noch 6.999 Mitarbeiter.

450 Millionen Euro Staatshilfen

Voriges Jahr erst hat die Regierung der AUA 450 Millionen Euro Staatshilfen zugesagt. 300 Millionen Euro als staatlich garantierten Bankkredit, von dem aber offen ist, ob er je zurückgezahlt wird. 150 Millionen Euro gab es als Finanzspritze vom Staat. Zusätzlich hat der Mutterkonzern Lufthansa 150 Millionen zugeschossen, womit der AUA in Summe 600 Millionen Euro Hilfsgelder zugesagt wurden.

Die Regierung hat es jedoch verabsäumt im Gegenzug zu dem Millionengeschenk eine Job- oder Standortgarantie in den Deal aufzunehmen. Dafür gab es vonseiten der Opposition, aber auch vonseiten der Gewerkschaften heftige Kritik - besonders an Finanzminister Gernot Blümel. Im Zuge der Verhandlungen sprachen sich einige Ökonomen sowie politische Vertreter für eine Beteiligung Österreichs am Unternehmen aus.

Lufthansa erholt sich, aber nur langsam

Dank der schrittweise wieder anziehenden Nachfrage nach Flugreisen erholt sich die deutsche AUA-Mutter Lufthansa langsam vom Coronaschock. Im gesamten ersten Halbjahr halbierte sich der Verlust von 3,6 auf 1,8 Mrd. Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Im zweiten Quartal begrenzte die Airline den Fehlbetrag auf 756 Mio. Euro - rund die Hälfte des Wertes aus dem Vorjahresquartal, das komplett unter dem Eindruck der Pandemie gestanden hatte.

Der MDAX-Konzern kommt nach eigenen Angaben vom Donnerstag aber beim Personalabbau ebenso voran wie bei der Sanierung der finanziellen Basis.

Staatshilfen

Dazu wurden im zweiten Quartal weitere 1,5 Milliarden Euro Staatshilfe aus der Stillen Beteiligung des deutschen Bundes in Anspruch genommen. Damit nutzt die Lufthansa nun 4 Mrd. Euro der von vier Staaten angebotenen 9 Mrd. Euro. Weiterhin bereitet Lufthansa eine Kapitalerhöhung vor, mit der die Staatshilfen abgelöst werden sollen, wie Finanzvorstand Remco Steenbergen bekräftigte. Zum Quartalsende standen dem Unternehmen liquide Mittel in Höhe von 11,1 Mrd. Euro zur Verfügung.

Positive Beiträge lieferten die Frachtsparte Lufthansa Cargo, die Lufthansa Technik mit ihrem wieder anziehenden Wartungsgeschäft sowie die zum Verkauf stehende Cateringtochter LSG mit ihrem außereuropäischen Geschäft. Die wesentlichen Ergebnisverbesserungen kamen von den Airlines, die aber weiterhin deutlich in der Verlustzone unterwegs sind.

Ausblick auf das Gesamtjahr

Erstmals seit Beginn der Krise sind zudem mehr Barmittel in die Lufthansa geflossen als hinaus. Vor allem die Buchungen für die kommenden Monate sorgten für einen positiven operativen Cashflow in Höhe von 784 Mio. Euro. Vorstandschef Carsten Spohr lobte die Anstrengungen des Teams, die Kosten in allen Bereichen deutlich zu senken. "Dass uns dabei bisher über 30.000 Kolleginnen und Kollegen verlassen haben, schmerzt uns alle, ist aber für die nachhaltige Rettung der über 100.000 verbliebenen Arbeitsplätze unausweichlich", sagte er.

Für das Gesamtjahr rechnet der Lufthansa-Chef weiterhin damit, dass die Lufthansa ihren bereinigten Verlust vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) im Vergleich zum Vorjahr verringern kann. Im dritten Quartal soll das Flugangebot auf etwa 50 Prozent des Vorkrisen-Niveaus steigen, nachdem es im zweiten Quartal erst 29 Prozent erreicht hatte. Im Schnitt des Gesamtjahres dürfte die angebotene Kapazität nur etwa 40 Prozent des Vor-Corona-Jahrs 2019 betragen. Entscheidend für den Geschäftsverlauf ist insbesondere die Öffnung des nordamerikanischen Marktes. Bisher gilt für EU-Bürger weiterhin ein corona-bedingtes Einreiseverbot in die USA.

Auch Swiss leidet unter Pandemie

Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss, ebenfalls Tochter der Lufthansa, hat im ersten Halbjahr 2021 ebenso wie die AUA weiter massiv unter der Coronakrise gelitten. Da die Fluggäste ausblieben und Destinationen nicht angeflogen werden konnten, weitete die Lufthansa-Tochter ihre Verluste massiv aus. Auf operativer Ebene gab es einen Fehlbetrag von 398,2 Millionen Franken (371,1 Mio. Euro), nach einem Defizit von 266,4 Millionen im Vorjahr.

Der Umsatz im ersten Halbjahr sackte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 43,5 Prozent auf 659,3 Mio. Franken ab, wie die Swiss am Donnerstag mitteilte. Im ersten Halbjahr 2019 - also vor der Coronakrise - hatte sie mit 2,57 Milliarden noch fast viermal so viel eingenommen.

Kleine Erholung, aber weiter Krise

Unter anderem hätten eine strikte Kosten- und Cash-Kontrolle allerdings dazu beigetragen, dass der Verlust nicht noch größer ausgefallen sei, heißt es. Im zweiten Quartal sei es zudem gelungen, einen positiven operativen Cashflow zu erreichen, also beim Geschäftsbetrieb wieder höhere Einnahmen als Ausgaben zu erreichen.

Gegen den Sommer hin habe sich zwar eine kleine Erholung gezeigt. Dennoch: Die Luftfahrtbranche steckt nach wie vor in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte. Die Lage sei wegen der weiterhin unberechenbaren pandemischen Entwicklung äußerst angespannt, erklärte Firmenchef Dieter Vranckx in der Mitteilung.

Zögerliche Buchungen

Dass man noch mitten in der Pandemiekrise steckt, zeigen auch die Passagierzahlen des ersten Halbjahres. Waren in den ersten sechs Monaten des Vorcoronajahres 2019 noch knapp 8,8 Millionen Passagiere mit der Swiss geflogen, so sind es jetzt gerade einmal noch eine Million.

Die Konsumenten sind weiterhin vorsichtig beim Buchen von Reisen. Die Swiss fliegt inzwischen laut der Mitteilung zwar wieder 90 Prozent aller Destinationen von vor der Krise an, allerdings weniger häufig. Das Gesamtangebot betrage etwa 50 bis 55 Prozent der Vorkrisenkapazität, heißt es. Die Frachtnachfrage sei zwar weiterhin stark gewesen, konnte die schwache Passagiernachfrage allerdings nur teilweise kompensieren.

Hinweis: Artikel wird laufend aktualisiert. In der ersten Version war von einem erneuten Abbau Hunderter Jobs die Rede. Dabei handelt es sich jedoch um den bereits vergangenen März angekündigten Jobabbau.