Nach Millionen-Verlust: AT&S baut bis zu 250 Stellen in der Steiermark ab
Von Anita Staudacher
Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S reagiert auf die schwierige Marktlage und steigt auf die Kostenbremse. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende März) wurde deutlich weniger umgesetzt und ein Nettoverlust von 37 Millionen Euro eingefahren. Der bereits im Vorjahr eingeleitete Sparkurs wird daher fortgesetzt. Um die Kosten weiter zu senken, sollen in den bestehenden Standorten bis zu 1.000 Stellen abgebaut werden.
Davon betroffen ist auch das steirische Leiterplatten-Stammwerk in Leoben sowie das Werk in Fehring, wo bis zu 250 der rund 2.000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen. "Wir gehen davon aus, dass 20 bis 25 Prozent des Personalabbaus in Österreich stattfinden wird", sagte AT&S-Vorstandschef Andreas Gerstenmayer am Dienstag bei der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmen. Es werde eine gestaffelte Vorgangsweise sein. Die Vorbereitungsmaßnahmen im Leiterplattenwerk seien bereits im Gange. Nähere Details werde es in den nächsten zwei bis drei Monate geben, so Gerstenmayer.
Kritik an hohen Lohnsteigerungen in Österreich
Vom weltweiten Personalabbau nicht betroffen sind das neue R&D-Center "Volt" sowie das neue IC-Substrate-Werk in Kulim/Malaysia, wo Ende des Jahres die Massenfertigung anlaufen soll. IC-Substrate dienen als Verbindungselemente zwischen Leiterplatte und Chip und werden in Notebooks, Servern oder Hochleistungsrechnern eingebaut.
Gerstenmayer verwies in dem Zusammenhang auf die zuletzt hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse in Österreich. "Wir hatten bei der AT&S zuletzt 32 Prozent Lohn- und Gehaltssteigerung, das ist das Dreifache von dem, was wir im Mittel an unseren asiatischen Standorten haben. Das führt zu Kostendruck." Bereits im Vorjahr wurde die Belegschaft inklusive Leihpersonal um rund ein Zehntel auf 13.828 reduziert. Der Abbau erfolgte vor allem in China.
Märkte haben sich abgeschwächt
Im zweiten Halbjahr hätten sich die Märkte für mobile Endgeräte und Industrieapplikationen deutlich abgeschwächt. Während es bei Notebooks und PCs eine leichte Erholung gab, hat sich die Schwäche bei Servern ausgeweitet. Am Markt gebe es zum Teil hohe Lagerbestände, was sich auf den Preis auswirke. Für das neue Geschäftsjahr 2024/25 sieht Gerstenmayer AT&S aber wieder auf Wachstumskurs. "Wir sind überzeugt, dass wir in den richtigen Märkten engagiert sind. Und optimistisch, dass das Unternehmen massiv weiter wachsen wird." Die erwartete Markterholung sollte sich positiv auf die Nachfrage und somit die Auslastung der bestehenden Werke auswirken.
Umsatz um 13 Prozent gesunken
Im Vergleich zum letztjährigen Rekordjahr sank der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2023/24 um 13 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) reduzierte sich im Geschäftsjahr um 26 Prozent auf 307 Mio. Euro. Das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) fiel von 146 Mio. auf 31 Mio. Euro, unterm Strich blieb ein Nettoverlust von 37 Mio. Euro. Auf die Dividende wird verzichtet.
Für heuer plant AT&S ein Investitionsvolumen von rund 500 Mio. Euro. Der größte Teil davon soll in die IC-Substrate-Produktion in den neuen Werken in Kulim und Leoben fließen. Der Start der Hochvolumen-Produktion der beiden Werke ist für Ende des Geschäftsjahres 2024/25 geplant.
Künstliche Intelligenz als Wachstumstreiber
AT&S rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Jahresumsatz zwischen 1,7 und 1,8 Mrd. Euro. Die Wachstumshoffnung liegt auf neuen Applikationen rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI, engl. AI, Artificial Intelligence). Für die Nutzung der KI-Tools sind hoch leistungsfähige Prozessoren nötig. Einen ersten Großkunden in diesem Bereich konnten die Steirer mit dem US-Chiphersteller AMD gewinnen. Die von AMD benötigten IC-Substrate sollen im Werk Kulim hergestellt werden.
"Wir liefern auch für AI die richtige Technologie, von Substraten für AI-Prozessoren bis zu effizienten Energiemanagement-Lösungen für IT-Infrastruktur wie Server und Datenzentren", erläuterte Gerstenmayer.
Fabriksverkauf statt ÖBAG-Einstieg
Eine geplante Kapitalerhöhung hat AT&S vor wenigen Tagen aufgrund eines "nach wie vor volatilen Marktumfelds" abgesagt. Stattdessen will AT&S nun sein Werk in Ansan, Korea mit rund 350 Mitarbeitern verkaufen. Das Werk produziert dünne Leiterplatten für den Medizinmarkt und passt laut Gerstenmayer technologisch nicht mehr zum Portfolio der AT&S. Der Verkauf sei auch eine Forderung des Marktes gewesen.
Die Staatsholding ÖBAG wird damit nicht bei AT&S einsteigen. "Es habe Gespräche in einer frühen Phase gegeben, aber der Kapitalmarkt sei nicht so aufnahmefähig wie erwartet. Wir fokussieren uns nun auf die Erlöse aus dem Verkauf des Werkes in Korea", sagte Gerstenmayer dazu.
Ausblick für das laufende Jahr gesenkt
Die mittelfristige Prognose für das Geschäftsjahr 2026/2027 wurde nach unten geschraubt. Das Unternehmen erwartet nun einen Jahresumsatz von 3,1 Mrd. Euro, nach bisher 3,5 Mrd. Euro.