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Zweischneidiges Schwert Netflix

Der Boom von exklusiven Inhalten, die über Internetservices und Pay-TV verbreitet werden, stellt die Film- und Fernsehbranche vor ein Dilemma. Vor allem Netflix lockt mit lukrativen Exklusivvereinbarungen, die aber einen Haken haben: Der große kommerzielle Kinohit wird bei solchen Verträgen ausbleiben. Dennoch zieht der Streamingservice nach der Reihe Exklusivproduktionen an Land.

Und der Sender nimmt ordentlich Geld in die Hand. Jüngst für Cary Fukunaga's afrikanischen Kriegsfilm "Beasts of No Nation" mit Idris Elba als brutalem Milizkommandanten. 12 Millionen Dollar ließ Netflix für den Film springen und überbot damit Branchengrößen wie Fox Searchlight, die laut informierten US-Medien wie dem Hollywood Reporter gerade einmal acht Millionen Dollar in die Schlacht warfen.

Den irischen Kriegsfilm "Jadotville" erwarb Netflix für 17 Millionen Dollar – fünf Millionen mehr, als das Produktionsbudget überhaupt ausmachen soll.

Engpass Kinosaal

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Klingt nach einem guten Geschäft für die Filmer. Allerdings mit einem großen Haken: Der große Kinohit, der Millionen und Abermillionen in die Kassen spült, bleibt mit so einem Deal aber aus. Die großen Ketten in denUSA boykottieren die Filme nämlich, wenn sie auf einem Streamingservice wie Netflix zuerst und exklusiv ausgestrahlt werden. Netflix will mit "Beasts of No Nation" zwar in den Kinos starten, bis auf ein paar kleinere "Independents" dürfte die Produktion aber nirgendwo laufen.

Oscar-Chance

Die traditionelle Filmverwertungskette Kino–DVD–Pay-TV–Free-TV wird damit im Wesentlichen samt und sonders durch Netflix und ein paar kleine Kinos ersetzt.

Immerhin: Netflix hat Schätzungen zufolge 57 Millionen Abonnenten in 50 Ländern. Und auch der Griff nach den Oscars ist nicht ausgeschlossen. So wurde die von Leonardo DiCaprio produzierte Doku "Virunga" heuer für einen Oscar nominiert. Weitere Naturfilme des begeisterten Umweltschützers DiCaprio sollen exklusiv für Netflix folgen. Auch Adam Sandler hat Verträge mit dem Sender für Komödien. Sehr reich wird er damit womöglich nicht werden.

15 Jahre lang saß sie, gefangen gehalten von einem verrückten Prediger, in einem unterirdischen Bunker. Draußen, so ließ er sie glauben, spielte sich die Apokalypse ab. Und ja, da gab’s "all dieses verrückte Sexzeugs", sagt Kimmy Schmidt.

Und sie sagt das richtig gut gelaunt. So richtig, richtig gut gelaunt. Denn Kimmy Schmidt, Titelheldin einer neuen Netflix-Serie, ist "unbreakable", unzerbrechlich.

Das äußert sich nach ihrer Befreiung in grellbunter Kleidung, unverwüstlichem Kampflächeln – und jener Art von Humor, die einen entweder zum laut Auflachen oder zum innerlich Zusammenkrümmen bringt. "Unbreakable Kimmy Schmidt" ist nicht irgendeine Serie. Es ist das neue Projekt von Tina Fey, der Frau, die sich durch "30 Rock" als einer der größten Stars im humorigen Serien-Business etabliert hatte.

Nun muss man wissen, dass Fey mit "Unbreakable Kimmy Schmidt" bei ihrem einstigen Heimatsender NBC abgeblitzt ist. Man tendiert dazu, die NBC-Entscheidung zu verstehen. Es ist eine durchaus unterhaltsame Serie, die aber nie den richtigen Grad an Eigenartigkeit trifft: Wie ein gut gelauntes Kind holt Schmidt (Ellie Kemper) ihr Leben nach. Die Mischung aus Schrägheit, Unterhaltung und unterliegender, durch Humor überspitzter Tragik geht aber nicht auf.

Aber der Titelsong, der ist richtig gut.