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Zeitung "Heute": Mysteriös, gratis und teuer

Florian Skrabal, Chefredakteur von Dossier.at hat mit seinem Team mehrere hundert Stunden im Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek verbracht und Inserate gezählt. Es ging um die Einschaltungen, die im Gratisblatt Heute erschienen. Dabei hat Skrabal Bemerkenswertes festgestellt: In der Anfangszeit der Publikation von Eva Dichand, die am Donnerstag ihr pompöses 10-Jahres-Fest feierte, "haben zunächst nur öffentliche Hand und öffentliche Unternehmen geschalten". Handel und private Unternehmen warteten noch ab, was aus der Publikation werden sollte. Die Anfangszeit von Heute, die mittlerweile stärkste Boulevardzeitung Wien ist, beschäftigte Skrabal bei seinen jüngsten Recherchen, die in Teilen auf Dossier.at dieser Tage veröffentlicht werden: So ist für ihn nach wie vor ungeklärt, wer die Zeitung eigentlich gründete, weil im Jahr 2004 Treuhänder die Firmengründung vornahmen.

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Auf Dossier.at wird die Vermutung laut, dass sich höchste SPÖ-Kreise (der ehemalige Pressesprecher von Kanzler Werner Faymann, Wolfgang Jansky, ist Geschäftsführer) unter den Hintermännern befinden könnten. Eva Dichand, auf dem Papier mit einer Stiftung Haupteigentümerin, drohte Dossier.at bereits mit einer Klage "Sollten Sie dies oder ähnliches behaupten, oder auch nur suggerieren, kommt das einer dezidiert gewollten Rufschädigung gleich und wir werden rechtliche Schritte ergreifen", schrieb sie zum Thema SPÖ-Nähe.

Zweifel

Skrabal äußert Zweifel an der Gründungsgeschichte, die Dichand erzählt. Demnach habe die Zeitung drei Millionen Euro bei der Bank Austria bekommen. Skrabal: "Das kann sein? Nur drei Millionen Euro für eine Gratiszeitung dieser Größe?"

Die Erhebung sämtlicher Anzeigen der Jahre 2004 bis 2014 in Heute habe jedenfalls gezeigt, dass die bis Ende 2010 von der SPÖ allein regierte Stadt Wien gemeinsam mit ihren Unternehmen größter Anzeigenkunde des Blattes sei. Demnach seien – ohne mögliche Rabatte – Anzeigen im Wert von rund 41,5 Millionen Euro in Heute geschaltet worden. Und insgesamt inserierten öffentliche Stellen bzw. Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren sogar rund 84 Millionen Euro in der Gratiszeitung, so Dossier. Fünf Millionen seien aus Ressorts und Firmen gekommen, für die Faymann letztverantwortlich gewesen sei. In Teil zwei der Recherchen beschäftigt sie die Frage, ob fleißige Inserenten in der Politikberichterstattung besser wegkämen. Offenbar: Ja.