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YouTube ohne Adele und Co?

Die Aufregung ist groß: In einem Interview mit der renommierten Financial Times hat Google-Manager Robert Kyncl vom Start eines neuen Musik-Streamingdienstes der Videoplattform YouTube berichtet. Das Konkurrenzprodukt zu Angeboten wie Spotify bringt auch neue Verwertungsverträge mit möglichen existenzbedrohenden Folgen für kleine Labels. Denn wer nicht unterschreibt, soll gänzlich aus dem Videodienst verschwinden, sagte der Google-Manager rundheraus. Die Begründung: Man wolle sicherstellen, dass alle Videos auf der Plattform auch den neuen Verträgen entsprechen.

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Das hieße im Extremfall, dass Künstler wie Adele oder die Arctic Monkeys künftig von YouTube verbannt würden und um die derzeit wohl wichtige Promotionplattform im Videobereich umfallen. Denn ihre Labels weigerten sich bisher, die neuen Verträge zu unterschreiben, weil sie für ihre Künstler mehr Geld von YouTube fordern. Die Wirkung eines Rauswurfs wäre in etwa so, als hätte man sie in den Achtzigerjahren von MTV ausgeschlossen.

Groß gegen klein

Im Hintergrund tobt ein Streit Groß gegen Klein bei den Lizenzverträgen für Streamingdienste im Internet, der vor allem in den USA leidenschaftlich geführt wird. Die Vereinigung der Independent-Labels wirft den großen Musikfirmen vor, ihre Künstler zu Dumpingverträgen zu lizensieren, unter anderem, weil sie Jahr für Jahr Terrain an die kleinen Labels verlieren würden.

Daneben steht auch YouTube schon seit Längerem am moralischen Pranger: Die kleinen Musikfirmen wollen die Verhandlungstaktiken des Konzerns, die sie als Erpressung empfinden, sogar von der EU-Kommission untersuchen lassen.

Auch in Österreich betrachtet man die Entwicklung mit einiger Anspannung. "Musikvideos sind in der Promotion von Künstlern sehr wichtige Tools, sei es zur reinen visuellen Unterstützung eines Songs oder um dadurch Videopremieren bei Onlinemedien zu generieren. Fällt YouTube hier weg, ist das natürlich sehr ungut, bis wirklich schädlich", heißt es etwa bei der Wiener Musik-PR-Agentur Mamis. YouTube sei in diesem Bereich der unumstrittene Marktführer.

YouTube hat auf die Aufregung noch nicht reagiert, Experten rechnen aber nicht mit einem tatsächlichen Rauswurf kleinerer Künstler. Der Branchenblog Digital Music News schrieb etwa am Mittwoch unter Berufung auf Personen mit Kenntnis der Konditionen, die Labels würden lediglich die Möglichkeit verlieren, Geld bei YouTube zu verdienen.

Ohne die Teilnahme am neuen Abo-Dienst könnten sie auch nicht mehr das bisherige System Content ID nutzen, über das die Musik erkannt und für Anzeigen geöffnet wird. Das würde zwar keine direkte Blockade der Videos bedeuten, aber den Labels das wirtschaftliche Interesse nehmen, ihre Musik bei YouTube zu platzieren.