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"The Voice of Germany": Auf neuen Stühlen

Worauf warten die Fernsehzuschauer im Jahr 2015? Sicher nicht auf ein neue Staffel einer Castingshow. ProSieben ist unbeeindruckt und lässt ab heute, Donnerstag, die fünfte Staffel von "The Voice of Germany" vom Stapel (20.15 Uhr, freitags auf Sat.1).

Die Sendung bietet eine bewährte Bühne für Pop-Talente, die von den gestrengen Coaches in ihren roten Sesseln begutachtet werden, bevor sie ihren Daumen senken oder sie unter ihre Fittiche nehmen.

Drehbare Innovation

Unter deren Po dreht sich auch die größte Neuerung, die die neue Staffel mit sich bringt: Die Coaches haben nämlich neue rote Stühle bekommen. Neu an Bord ist auch Andreas Bourani, der allzu große Hoffnungen auf immerwährenden Ruhm nach einem Sieg vorsorglich zerstreut. "Selbst wir müssen uns als Künstler immer wieder neu profilieren und ein gutes Album liefern."

Der Mann bezieht solche Weisheiten aus zwei Albenveröffentlichungen. Für sein zweites hat er in Deutschland Doppelplatin eingefahren. Er wird es also wissen.

Auch Michi Beck von den Fantastischen Vier, die ihre Interpretation von Deutschrap auch schon seit einem Vierteljahrhundert erfolgreich unter die Leute bringen, will im Vorfeld keine allzu gute Laune aufkommen lassen. Was wäre die Sendung schließlich ohne Spannung? "Nur weil du diese Show gewinnst, heißt es noch nicht, dass du jetzt automatisch Popstar bist und dein ganzes Leben lang Musik machen wirst", meinte er. Tiefgründiger Tipp aus dem Mund eines Musikprofis: "Das musst du wirklich wollen." Beck sitzt mit seinem Bandkollegen Smudo im einzigen Doppelstuhl. Die beiden verkauften zwar zuletzt nicht ganz so viele Alben wie Newcomer Bourani, haben dafür aber als Coaches im Vorjahr ein glückliches Händchen bewiesen: Ihr Talent Charley Ann Schmutzler entschied die vierte "The Voice"-Staffel für sich. Kurz verglich man sie im Anschluss mit der britischen Superstimme Adele, bald machte die öffentliche Aufmerksamkeit aber wieder Pause.

Einblick

Die "Voice"-Kandidaten, die sich in mehreren Runden beweisen müssen, bevor sie es in die Liveshows schaffen, bekommen durch die Sendung zumindest einen guten Einblick ins Musikgeschäft. "Die Talente gehen in wenigen Wochen durch ein Wechselbad der Gefühle, das wir als Musiker auch alle durchgemacht haben", erklärt der irische Rockmusiker Rea Garvey, der als Veteran der Sendung schon die erste Staffel erlebte und gerade sein aktuelles Album zu promoten hat. "Ganz egal, ob sie am Ende gewinnen oder nicht: Nach der Show fängt diese Achterbahnfahrt wieder an. Aber die Kandidaten haben mehr Kraft bekommen durch die Show, sie haben viel gelernt."

Zahlreiche Ex-Kandidaten, die bereits in früheren Runden ausgeschieden waren, würden heute von der Musik leben. Die pragmatische Gesangsgeneration 2.0 hofft durch das analoge Fernsehen auf den Sprung ins Musikgeschäft. Dass sie dort auch bleiben, haben sie aber selbst in der Hand, orakelt Beck. "Wenn du dabeibleiben möchtest, musst du selber Songs schreiben, dir in deine Seele gucken lassen und Musik leben." Bitte umdrehen.