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Tatort: Eine Nervensäge namens Manfred Schimpf

Das Thema ist allgegenwärtig, das damit verbundene Problem bekannt: Die Teilnahme an Castingshows ist kein Zuckerschlecken. Die Macher sind Profis, ihre Teilnehmer unerfahren und gewillt, sich von Dieter Bohlen und Co. vor laufender Kamera erniedrigen zu lassen.

Über die Flüchtigkeit von Ruhm und die negativen Nebenwirkungen von Castingshows dreht sich auch der neue Österreich-Tatort "Sternschnuppe", der heute Abend um 20.15 Uhr auf ORF2 TV-Premiere feiert.

Das Ermittler-Duo Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ist mit dem Tod eines Musikmanagers und Jurors (Peter Karolyi) der Castingshow "Sing my Song" konfrontiert. Was zunächst wie ein Unfall beim Sado-Maso-Sex-Spielchen aussieht, stellt sich nach der Obduktion als Mord heraus. In der Kehle des Opfers wird ein zerknülltes Stück Papier gefunden, auf dem die Ermittler einen Liedtext entdecken, den der Castingshow-Teilnehmer Aris Graf (Rafael Haider) in der Finalrunde singen soll.

Für Thomas Stipsits, der im Tatort den Kriminalassistenten Manfred Schimpf gibt, sind Castingshows das mediale Äquivalent von Junkfood. Für den Kabarettisten ist es der zweite Fall (nach "Grenzfall" im Vorjahr), in dem er als Schimpf versucht, bei der Lösung des Falls zu helfen. Ganz gelingen will ihm das aber nicht. Denn er geht dabei sowohl seinem Chef Moritz Eisner als auch Bibi Fellner ordentlich auf die Nerven. Er redet zu viel, zu schnell und vor allem ungefragt. Eisner: "Schimpf, halte einfach mal die Goschn!"

"Der Typ ist aber kein Idiot", verteidigt Stipsits schmunzelnd die Figur Manfred Schimpf im KURIER-Interview. "Der versteht schon seinen Job, ist jedoch übermäßig ambitioniert."

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Als uniformierter Polizist tauchte er zum ersten Mal in den Tatort-Folgen "Falsch verpackt" (2012) und "Angezählt" (2014) auf. Zur Beförderung habe ihm der Drehbuchautor und Regisseur Rupert Henning verholfen. "Der Schimpf hat nun endgültig seine Uniform abgelegt. Bei der Entwicklung der Figur wurde mir viel Freiraum gelassen", sagt Stipsits, der den Streber, wie er Schimpf bezeichnet, soweit bringen möchte, dass ihn die Bibi nicht mehr als Trottel bezeichnet".

Sexualtherapie

Thomas Stipsits wird in zwei von drei im Jahr 2016 gedrehten Tatorten dabei sein. Einen Fall musste er leider streichen, weil er zur Zeit der Dreharbeiten nach Israel muss – für den Film "Baumschlager", in dem er seine erste Kino-Hauptrolle übernehmen wird.

Zurück zur Geschichte, zu den Sternschnuppen: Während der Tätersuche liefern sich Eisner und Fellner einen humorvollen verbalen Schlagabtausch. Es geht um Sex, den man nicht mehr hat und um andere persönliche Krisen. Das führt zu einer komischen Szene beim Sexualtherapeuten Dr. Peter Paulo dos Santos (Rainer Wöss), der den beiden Streithansln zu einer gemeinsamen Sex-Beziehung rät.

Ausgedacht hat sich die gegen Ende etwas zu ambitionierte Story der Drehbuchautor Uli Brée, umgesetzt wurde sie von Regisseur Michi Riebl. "Wenn der Uli Brée Figuren für mich schreibt, dann brauche ich mir den Text gar nicht erst zurechtzubiegen, da purzeln mir die Sätze besonders leicht aus dem Mund", sagt Stipsits. Das Besondere am Österreich-Tatort sei für ihn das Team sowie das Zusammenspiel aus Ernsthaftigkeit und Humor.

"Mit Harald Krassnitzer zu arbeiten ist toll. Er ist zwar in einer positiven Art sehr fordernd, aber wenn man in sein Universum aufgenommen wurde, kann man sehr gut mit ihm blödeln."