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Gedenktafeln und Ansprüche

Weit draußen, auf der Speisinger Straße in Wien-Mauer, steht ein unscheinbares Industriegebäude. Dass hier schon vor Jahrzehnten der österreichische Film für internationale Erfolge sorgte, ist nicht zu erahnen. Ben Kingsley und Elizabeth Taylor sollen hier gedreht haben. Zumindest aber Franz Antel, Ernst Marischka. Und Oscar-Preisträger Michael Haneke.

Wie es genau war, zeigt ORF III am Freitag in einer Dokumentation über den Filmproduzenten Oskar Pilzer.

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Schon in den 1920ern glänzte Klein-Hollywood in Liesing, später gab der Filmindustrielle Oskar Pilzer (1882 bis 1939) als Präsident der Sascha-Film und bis zu seiner Emigration im Jahr 1938 entscheidende Impulse für das österreichische Filmschaffen. Zum Aushängeschild avancierte Willi Forsts „Maskerade“ mit Paula Wessely in der Hauptrolle. Als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, war für Juden in der Filmbranche kein Platz mehr. Die Rosenhügelstudios wurden 1936 „arisiert“, Oskar Pilzer musste seine Anteile verkaufen und flüchtete nach Frankreich, wo er 1939 starb.

Propaganda

In der NS-Zeit wurden hier Nazi-Propaganda-Streifen gedreht. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Studios in den Besitz der Republik Österreich, seit 1988 war der ORF Eigentümer.

Das historische Areal wurde in der Folge nicht immer gut behandelt. In den 1990ern sollte es einem Einkaufszentrum weichen. Das Areal wurde gerettet und diente weiterhin als TV-Produktionsstätte, unter anderem für die „Barbara Karlich Show“. Verkaufsgerüchte gab es weiterhin. Nun bekam ein Konsortium aus der Porr-Tochter Strauss & Partner Development und dem Grazer Unternehmen Immovate den Zuschlag. Unter anderem soll in den Rosenhügel-Studios die Vienna Symphonic Library, ein weltweiter Hersteller orchestraler Sample-Libraries und professioneller Musiksoftware unterkommen. Weiters geplant auf der 32.000 Quadratmeter großen Liegenschaft: Wohnungen und Nahversorger.

Alles in Butter ist mit dem aus ORF-Sicht erfolgreichen Verkauf noch nicht ganz: Oskar Pilzers Erben prüfen nach wie vor Entschädigungsansprüche. Aus Sicht des ORF sind diese nicht relevant, sagt ORF-Finanzchef Richard Grasl zum KURIER. Pilzer Anwalt Martin Schuppich allerdings will die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Mehr wollte er am Mittwoch nicht dazu sagen, das hielt er für unpassend, denn da wurde in Anwesenheit von Pilzers 92-jährigem Sohn Georg auf dem Studio-Areal eine Gedenktafel für den Filmproduzenten enthüllt.

Info: ORF III zeigt am Freitag um 21.55 Uhr die Dokumentation „Oskar Pilzer – Die bewegte Geschichte der Wiener Filmateliers“. Zuvor (20.15 Uhr) ist der Film „Maskerade“ mit Paula Wessely zu sehen.