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"Nicht bei Bier und Chips vorm Fernseher"

Heute, Mittwoch (20.15 Uhr), kehrt die Champions League mit der Partie AS Roma gegen FC Barcelona zum ORF zurück. Im neuen Sportstudio werden Roman Mählich, Herbert Prohaska und Rainer Pariasek die Eliteliga Europas präsentieren. Es werden keine "Tänzerinnen oder Tänzer auftreten, wir besinnen uns wieder ganz auf journalistische Kompetenz", sagte ORF-Sportchef Hans Peter Trost in Anspielung auf das viel kritisierte Brasilien-WM-Studio.

Für Roman Mählich, den Ex-Fußballer und derzeitigen Individual-Trainer der Austria Akademie, ist es der erste Einsatz als TV-Analytiker beim einem Champions League-Spiel.

KURIER: Wie werden Sie sich auf dieses Debüt vorbereiten?

Roman Mählich:Die Vorbereitung wird intensiver ausfallen als bei einem Bundesligaspiel. Ich werde mir im Vorfeld einige DVDs zum bevorstehenden Spiel Roma gegen Barcelona ansehen, mir Notizen machen und das in meine Analysen einfließen lassen.

Wie viel Zeit widmen Sie dem Fußball?

Ich bin fußballverrückt – im positiven Sinne. Ich mache seit meiner Kindheit nichts anderes. Ich informiere mich täglich, schaue mir Spiele im Fernsehen an, lese Zeitungen, Magazine und Bücher über Fußball.

Wie legen Sie Ihre Analysen an?

Ich versuche, gewisse Situationen im Spiel darzustellen, die für den Zuseher vor dem Fernseher auf dem ersten Blick nicht so klar ersichtlich sind. Dann packe ich meine Analysen in verständliche Sätze, damit sich das auch vernünftig anhört. Das gelingt mir mal besser, mal schlechter. Ich bin nur ein Ex-Fußballer, Trainer, kein Moderator und Hauptdarsteller. Es geht um den Sport, um die Spieler auf dem Platz. Ich bringe ausschließlich meine Eindrücke und Erfahrung ein.

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Wie viel Kritik ist möglich?

Es geht mir bei meinen Analysen nicht darum, jemanden zu kritisieren, zu diffamieren, zu diskriminieren und lächerlich zu machen. Aber wenn ein Spieler einen offensichtlichen Stellungsfehler begeht, werde ich bei meiner Analysen natürlich darauf hinweisen. So etwas sollte man als Profi-Fußballer auch locker verkraften.Rufen Spieler nach dem Match an und beschweren sich?

Selten, aber es kommt vor. Mehr angefeindet werde ich da schon vom Publikum. In gewissen heimischen Stadien wird man aufs Ärgste beschimpft. Hin und wieder versuchen uns die Leute auch anzuschütten oder anzuspucken. Da denke ich mir schon des Öfteren, was die ganzen Gehässigkeiten sollen. Aber ich habe wohl – in den Augen einiger Hardcore-Fans – in meiner Fußballer-Karriere das falsche Trikot angehabt.

Entwickelt man eine Elefantenhaut oder spart mit Kritik?

Nein, man spart nicht mit Kritik, aber man wird vorsichtiger. Denn man kann im Fernsehen ein ausgesprochenes Wort nicht mehr rückgängig machen. In meinen Analysen mache ich zwar keine Kompromisse, aber bei der Wahl der Wörter passe ich sehr wohl auf.

Was wird im Vorfeld eines Spiels alles besprochen?

Rund zweieinhalb Stunden vor dem Spiel gibt es eine Sitzung, in der wir die Themen besprechen, die live vor Spielbeginn angesprochen werden. Dabei bringt jeder seine Vorschläge und Ideen ein. Nach dem Anpfiff müssen wir spontan und flexibel agieren, weil wir ja nicht wissen, wie der Spielverlauf ist.

Was machen Sie während des Spiels?

Wir schauen auf drei Monitore. Auf dem ersten sehen wir das Bild, das auch die Zuseher sehen, am zweiten haben wir das ganze Spielfeld in der Vogelperspektive im Blick, und am dritten bearbeiten wir die Szenen, die wir dann bei der Analyse verwenden. Dazu macht man sich Notizen und kommuniziert mit dem Grafik-Team, das die Szenen für uns grafisch ansprechend aufbereitet. Das ist oft sehr stressig. Wir sitzen also nicht bei Bier und Chips vorm Fernseher (lacht).

Wie lange läuft Ihr Vertrag?

Ich habe einen freien Dienstnehmervertrag. Wie lange ich im Fernsehen zu sehen sein werde, entscheidet der ORF. Aber man plant natürlich gemeinsam eine gewisse Zeit voraus.