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Sommergespräche: Talk im Turm

Wer ist Hans Bürger? Wer innenpolitische Brandherde in den vergangenen Jahren im Fernsehen verfolgte, wird das Gesicht des heute 52-Jährigen gut kennen. Egal, welcher Parteichef gerade abgesägt oder welche Wahl verloren wurde: Bürger brachte den "Zeit im Bild"-Sehern oft die Zusammenhänge live oder im Beitrag näher.

Nebenbei machte sich der Journalist auch bei der sonntäglichen "Pressestunde" als freundlicher, aber kompetenter Gesprächsführer einen Namen. Was ihn noch kennzeichnet: Bürger ist bereits seit 17 Jahren für die Innenpolitik im Fernsehen zuständig. Das macht ihn im Postenverschubbahnhof ORF zur Ausnahmeerscheinung – wobei auch er stets für höhere Weihen ins Spiel gebracht wurde, aktuell etwa als künftiger Landesdirektor in Oberösterreich. "Es gibt offenbar einen großen Wunsch im österreichischen Journalismus, Hans Bürger einen Veränderungswunsch nachzusagen. Aber das ist seit 1998 falsch", erklärt der gebürtige Oberösterreicher der APA.

Für die "Sommergespräche" bedeutet sein Engagement die Rückkehr zum klassischen Politik-Interview.

Aktuelle tagespolitische Themen, die Werthaltungen der Parteichefs, ihre engsten Berater-Teams sollen im Fokus stehen, aber auch ein Blick in die Zukunft: Bürgers Konzept sieht vor, die Parteichefs zu ihrer Vision von der Welt und Österreich im Jahr 2030 zu befragen. Letzteres hätte im Ursprungskonzept der Schwerpunkt der Sendung werden sollen, wegen der Dramatik der letzten Wochen wurde noch einmal umgestellt: "Wir hatten einen unglaublichen Juli: Griechenland, Flüchtlingswellen, Terror und ein bevorstehender Wahlherbst. Das heißt, ein ,Sommergespräch‘ kann gar nicht mehr nur philosophisch sein."

Lob vom Vorgänger

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Der vorjährige "Sommergespräche"-Moderator Peter Resetarits streute ihm viaTV-Mediaschon einmal öffentlich Rosen. Bürger hatte mit ihm im Vorjahr die Interviews geprobt und dabei die Politiker verkörpert. Resetarits: "Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen."

Andere wiederum kritisierten seine Gesprächsführung mit Bundeskanzler Werner Faymann in der "Pressestunde" jüngst als zu lasch.

Im Trailer zu den heurigen "Sommergesprächen" heißt es: "Keine Frage ohne Antwort." Das Herumlavieren von Politikern vor der Kamera sei nicht nur für die Journalisten mühsam, so Bürger: "Ich stelle auch fest, dass die Zuschauer dieses ,Darum geht’s nicht‘ zunehmend unsympathischer finden. Ich werde oft angesprochen und gefragt: ,Wie halten Sie das aus, wenn jemand nicht antwortet?‘ Während früher der Politiker gemeint hat, er kann dieser Frage relativ geschickt ausweichen, wird ihm das jetzt zum Nachteil. Das kann eine unglaubliche Retourkutsche werden."

Er führt die Interviews im Hochhaus: "Am Ringturm ist man ganz oben und man hat eine Helikopter-Sicht. Wir wollen dort auch ein bisschen über den inhaltlichen Tellerrand und über den zeitlichen Horizont drüberschauen."

Sommergespräche

Der Ablauf Die ORF-„Sommergespräche“ aus dem obersten Stockwerk des Wiener Ringturms laufen ab morgen jeden Montag um 21.05 Uhr auf ORF2.
Den Auftakt machen die NEOS, gefolgt vom Team Stronach (3. 8.), Grünen (10. 8.), FPÖ (17. 8.), und ÖVP (24. 8.). SPÖ-Chef Werner Faymann ist dann am 31. 8. dran. Die traditionelle Gesprächsreihe wird heuer von Hans Bürger präsentiert. Er ist seit 1998 Innenpolitikchef im ORF.