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Neurotisches Unterfangen: Woody Allen, Miley Cyrus und das Fernsehen

"Ein schrecklicher Fehler. Ich habe keine Ahnung, was ich da tue. Das wird eine kosmische Blamage." Woody Allen muss da jetzt trotzdem durch. Jener Mann, der eher mit seiner alten Olympia-Schreibmaschine als mit den modernen Internetplayern wie Netflix in Verbindung gebracht wird, dreht ab März eine Fernsehserie, für die er schon im September (siehe Eingangszitat) nichts als Jammerei übrig hatte. Der Großmeister des Autorenkinos war mit Amazon ins Geschäft gekommen und muss wohl oder übel liefern.

Bizarrerweise hat Allen, der im Jahresrhythmus Kinofilme auf den Markt schießt, damit überhaupt keine Erfahrung. Verbrieft ist einzig ein nie gesendeter Pilotfilm für den amerikanischen Sender ABC aus dem Jahr 1962 ("The Laughmakers"). Möglicherweise ist ihm Fernsehen ebenso fremd wie das Internet, was die schlechte Laune nachvollziehbar machen würde.

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Die Argumente, mitzumachen, überwiegen aber, sonst wäre Großmeister Allen ohnehin nicht dabei. Geld spielt für digitale Giganten wie Amazon schließlich nahezu keine Rolle. Obendrein ist Fernsehen seit ein paar Jahren drauf und dran, das Kino kreativ und gestalterisch links und rechts zu überholen. Es passt gut ins Bild, dass Allen für seine halbstündigen Episoden Miley Cyrus gecastet hat: Die Pop-Ulknudel macht mit Inszenierungen von sich reden, die regelmäßig die Regeln des guten Geschmacks grob zu verletzen drohen. Und sie ist absolute A-Liga in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Cyrus wird in der noch streng geheimen Serie (Amazon nennt sie offiziell nur das "Untitled Woody Allen Project") eine derzeit noch geheime Rolle spielen. Allen schreibt die Bücher, führt Regie und spielt (natürlich) mit. Dritte bekannte Besetzung: Die Schauspielerin und Autorin Elaine May.

Sex und Sex

Für Amazon, Allen und Cyrus macht das Unterfangen mehrfach Sinn. Der Internetmulti hat zwei große Namen im Portfolio, die auf das immer noch sperrige Thema Fernsehen über Internet aufmerksam machen. Der alte Neurotiker Allen hat eine Jugendliche Diva zur Seite, die Sexualität als Verkaufsargument dermaßen überstrapaziert, dass es einem schon fast fad wird. Was könnte da schon schiefgehen? Cyrus wiederum wird mit einer Rolle in Allens erster Serie geadelt. Sie folgt damit dem anderen großen It-Girl der Gegenwart, Lady Gaga. Die spielte bei der Kultserie "American Horror Story" eine düstere Vampirgestalt, die sich in wilden sexuellen Orgien ergeht.

Purer Horror

Stephen King hat seinen Zeh schon länger in den ebenso lukrativen wie modernen Fernsehteich gesteckt.

Seine Attentatsfantasie "11.22.63" wurde von J.J. Abrams in acht Serienfolgen (erneut) verpackt. Auch diesen Regisseur kannte man sonst vom Kino: Zuletzt lieferte er den Bombast-Sci-Fi-Streifen "Star Wars – Das Erwachen der Macht" ab. Die TV-Serie handelt von einem Zeitreisenden, der zurück zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 fährt. Die ist ab April auf Fox via Sky zu sehen.

Die Rolle des Zeitreisenden übernimmt James Franco, der versucht, das Attentat auf den Präsidenten zu verhindern. Weiters sind George MacKay, T.R. Knight und Josh Duhamel in der Serie zu sehen. Die erste Folge in Spielfilmlänge wird am 11. April gezeigt, die weiteren Episoden folgen immer montags um 21 Uhr wahlweise in deutscher Fassung oder dem englischen Original.