Sexspielzeug statt Kaffee und Kuchen
Von Anna Gasteiger
Ihr Pensionsantritt im März war u. a. dem britischen Krawallblatt Sun einen großen Bericht wert: Unter der Schlagzeile „Amsterdams älteste Prostituierte, 70, kündigen Rückzug an“ prangte das Foto von zwei dicken, älteren Frauen. Bunt gekleidet, Rosen im Haar. Martine und Louise Fokkens, eineiige Zwillingsschwestern, die jeweils 50 Jahre als Sexarbeiterinnen tätig waren. Das filmische Gegenstück zum reißerischen Zeitungsartikel, der von zusammengerechnet 355.000 Freiern fantasiert, ist die Dokumentation „Meet The Fokkens“, die ORF III heute um 20.15 Uhr ausstrahlt. Entstanden ist sie 2011. Martine war damals noch im Dienst. Louise hatte zwei Jahre zuvor aufgehört, wegen Arthritis.
Anmutig
„Meet The Fokkens“ lebt von der Anmut und Fröhlichkeit seiner Protagonistinnen. In einer Szene begutachten sie eifrig plaudernd Sexspielsachen und wirken dabei so unbefangen, als bestellten sie in der Konditorei Kaffee und Kuchen. Am Schluss des 77-minütigen Films sieht man die beiden alten Schachteln kichernd und prustend im Schnee herumkugeln.
Allein für dieses Bild lohnt sich’s, einzuschalten.