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Jan Böhmermann: Der lustige Deutsche

Jan Böhmermann hat es geschafft: "In interner Hauskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit wird Jan Böhmermann ZDF-seitig nur noch als ,Captain Mega‘ und/ oder ,Kampfmaschine Ultra-Big‘ bezeichnet", fordert er in einem Youtube-Video von seinem künftigen Sender ein. Weiters müsse man ihm ein "Dienstrhönrad" zur Verfügung stellen.

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Ab 2015 beim Muttersender

Der Anlass für den satirischen Größenwahn: Das "Neo Magazin", das nach einer Saison auf dem Spartensender ZDFneo bereits einen renommierten Grimmepreis einheimste, wird ab 2015 auch im Muttersender ZDF ausgestrahlt. "Die meisten anderen Sender hätten nicht so lange mit der Übernahme ins Hauptprogramm gewartet", räsonierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung zufrieden.

Kein Wunder: Böhmermann spielt wie derzeit kein zweiter auf der Klaviatur der digitalen Welt und der darin wurzelnden Jugendkultur. Im "Neo Magazin" werden Namen gesucht, deren Google-Suche sinnlos ist, weil sie etwa Müller heißen und der Algorithmus Millionen Treffer ausspuckt. Das Saalpublikum wird anlässlich des NSA-Spähprogramms "Prism" durchleuchtet. "Du hast für die Wiedereinführung des McChicken unterschrieben", hält Böhmermann einem jungen Zuschauer vor. Der grinst und bekommt einen Burger. Endlich versteht einer junge Leute und ihren Drang zur Selbstdarstellung im Netz!

Saisonstart

Im April hat die Show ihre "sechsmonatige Sommerpause" eingelegt, um heute abend in die zweite Saison zu starten (22.15 Uhr, ZDFneo). Wissend, dass auf dem Kleinstkanal ohnehin kaum jemand zuschaut, setzt Böhmermann eher auf die Mediathek. Dort geht die wöchentliche Sendung sogar vor dem eigentlichen TV-Termin online.

Nicht alles, was der neue Comedy-Held angreift, verwandelt sich jedoch in Gold: Eine Show mit RTL namens "Was wäre wenn?" wurde nach nur vier Folgen wieder eingestampft.

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Das "Neo Magazin" ist von der Machart her eine Late-Night-Show, ein Genre, das in Deutschland nach dem Abgang von Harald Schmidt schmerzlich unbesetzt blieb. Böhmermann könnte wie Jimmy Fallon, der in den USA auf Jay Leno folgte, eine zeitgemäße Neuinterpretation sein: Ein Mann, der das Internet nicht nur nutzt, sondern mit Satire füttert.