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Jan Böhmermann: Der Liebling der Kritiker

Der 33-jährige Bremer ist der Star der Nische. Mit seinem "Neo Magazin" präsentierte Jan Böhmermann ab Oktober 2013 einen möglichen Weg für das tote Genre Late-Night-Show: Der ehemalige Sidekick von Harald Schmidt präsentierte Woche für Woche in 30-minütigen Einheiten ein Feuerwerk an Ideen und crossmedialer Spielereien.

Vor allem ist er dort, wo die jungen Seher auch sind. Während andere Fernsehmacher noch überlegten, ob sie vielleicht auch etwas mit Twitter oder Facebook machen könnten, bespielte Böhmermann die digitalen Kanäle inbrünstig und gekonnt. Kam ein Verweis auf die schwache Quote, verwies er auf hohe Downloadzahlen.

Royale

Heute folgt sein Neustart mit dem "Neo Magazin Royale", das donnerstags auf ZDFneo (22.15 Uhr) und freitags auf ZDF (0.00 Uhr) laufen wird.

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Vor allem wird spannend, ob sich die breite ZDF-Seherschaft für ihn erwärmen kann. Bisher reüssierte Böhmermann nämlich vor allem als Liebling der Kritiker: Am Spartenkanal zeigte er quasi unter Laborbedingungen vor einem Mini-Publikum, wohin es führen könnte, wenn man einen wie ihn nur machen ließe. Mit allen Konsequenzen: Böhmermann verunglimpfte Campino, weil er dessen "Live Aid"-Engagement für verlogen hielt, zielte mit seinem Spott aber auf inhaltsleere YouTube-Stars oder posierte als Adolf Hitler.

In seiner Arbeit finden sich stets politische, (sub-)kulturelle und medienspezifische Querverweise – Böhmermann liebt das Intellektuellen-Spiel der Referenzialiät.

Teils mit recht anschaulichen Mitteln. In der Rubrik "Prism is a Dancer" präsentierte er beispielsweise in jeder Folge Netzfundstücke zu den eigenen Studiogästen, die sich vor laufender Kamera anhören mussten, was sie auf Facebook, Twitter oder YouTube für einen Stuss preisgegeben haben. Für die Bloßstellung gibt es nette Geschenke, etwa einen Stoß CDs mit den eigenen Tweets.

Start im Journalismus

Seine Laufbahn begann Böhmermann als Journalist, was sich heute noch bemerkbar macht, wenn er Recherche mit Satire mischt. Als er beim Radio arbeitete, gelang ihm sein erster großer Coup: In der Radiorubrik "Lukas’ Tagebuch" nahm er den Fußballer Lukas Podolski auf den Arm. Das machte er so gut, dass Böhmermanns Zitat aus der Sendung "Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel" heute weitgehend Podolski zugeschrieben wird.

Danach folgten Stationen bei Harald Schmidt, wo er unter anderem mit Klaas Heufer-Umlauf Comedy-Beiträge hart an der Grenze lieferte. Im Vorjahr erhielt der Star der kleinen, aber feinen Zielgruppe den renommierten deutschen Grimme-Preis. Die Jurybegründung: "Was das Medium Fernsehen kann, wenn es nur will und nicht muss, führt kaum einer so kompromisslos vor wie Jan Böhmermann als Gastgeber des ,Neo Magazins‘".

Jetzt fehlt noch der Schritt in den Mainstream.