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"Good Kill": Kriegsführung aus dem Büro heraus

Kriegsführung hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert – bis hin zum Einsatz von Drohnen als Waffen. Der amerikanische Spielfilm "Good Kill – Tod aus der Luft", der heute, Montag, um 22.15 Uhr im ZDF läuft, greift diese Entwicklung auf.

Die Kamera fährt über ein Dorf in der Wüste, 7000 Meilen entfernt sitzt ein Soldat vor einem Bildschirm und bekommt über Kopfhörer die Anweisung "Neues Objekt im Visier – Angriff nach freiem Ermessen". Eine Mutter mit ihrem Sohn wird verschont – doch dann erwischt es eine Gruppe von Männern. Der Soldat sagt: "Ziel gelasert – Rakete gestartet – Flugzeit zehn Sekunden – Good Kill."

So lautet also der lakonische Kommentar von Major Thomas Egan, gespielt von Ethan Hakwe ("Before Midnight", "Boyhood"), bevor er heimfährt. "Habe gerade sechs Taliban in Pakistan erledigt, und jetzt fahre ich zum Grillen", sagt er noch zu einem Imbissverkäufer.

Tristesse im Vorort

Zu Hause ist er in einer trostlosen Vorortsiedlung von Las Vegas, samt Häuschen mit einem Fleck Kunstrasen. Dort erwartet ihn die blonde Gattin Molly (January Jones, bekannt als Betty Draper aus der US-Serie "Mad Men") mit einer vermüllten Küche und nervigen Kindern – im Bett mit ihr läuft auch nichts mehr. "Ist es so schlimm, was du gerade tust?" fragt die Ehefrau des Majors, da sie aufgrund einer Schweigeverpflichtung nichts über seinen Job wissen darf. "Ich dachte, du bringst den Menschen Sicherheit." Er ist eigentlich ausgebildeter Pilot für einen Kampfjet, aber er fliegt nicht. Damit hadert er, doch er spricht nicht mit ihr, obwohl sie es mehrfach versucht.

Das tut er immerhin – bei einem Glas Whisky – mit seinem Vorgesetzten Lieutenant Colonel Jack Johns (Bruce Greenwood), was aber auch nicht viel bringt. Egan und auch seine neue Kollegin Vera Suarez (Zoë Kravitz, Tochter von Sänger Lenny Kravitz und "Cosby Show"-Star Lisa Bonet) bekommen zunehmend Zweifel an ihrem Job.

Sie müssen beide – stets mit der Hand am Abzug – sogar zusehen, wie eine Frau immer wieder von einem Taliban misshandelt und vergewaltigt wird; bis Egan es eines Tages wirklich satt hat, und er absichtlich die Verbindung zu einem Ziel verliert. Das hat drastische Auswirkungen.

Autor und Regisseur Andrew Niccol ("Gattaca", "Lord of War", beide auch mit Ethan Hawke) gibt mit seinem Film ein erschreckend realitätsnahes Bild von den starken Belastungen eines Drohnenpiloten. Er verzichtet dabei bewusst auf zu viele Actionszenen. Der Zuschauer sitzt vielmehr fast direkt mit vor dem Militärbildschirm, und dadurch hat er fast die gleiche Perspektive wie der Soldat am Schaltknüppel und sieht alle Explosionen eben auch als bunte Pixel. Dem Feind wird nicht mehr direkt in die Augen gesehen, es kommen auch unschuldige Kinder ums Leben – was dann zynisch "Kollateralschaden" genannt wird.

Moral

Angesichts der drastischen Sprache – "Sprengknöpfe auf Knallköpfe" oder "Früher wurde einmarschiert, heute wird zum Abschuss freigegeben" – stellen sich wichtige moralische Fragen zu dem Thema – auch und gerade für den Zuschauer. Kann Krieg oder Töten gut, schlecht oder gar gerecht sein? Vor allem dann, wenn alles vermeintlich so "sauber" aussieht? Für die Hauptrolle des mitfühlenden Soldaten war ursprünglich nicht Ethan Hawke vorgesehen, sondern Chris Pine ("Star Trek Into Darkness"). Doch Hawke gibt seiner Figur die nötige Mischung aus Gehorsam und Selbstzweifeln, auch wenn der Film dramaturgisch nicht durchwegs überzeugt.