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Fantômas: Mysteriöser Mann ohne Identität

Fantômas, eine Komödie? Groß, grün maskiert und glatzköpfig, wie man ihn aus dem 60er-Jahren kennt?

Der Mann mit den vielen Gesichtern war ursprünglich ganz und gar nicht zum Lachen: 1911 von den Pariser Journalisten Pierre Souvestre und Marcel Allain erdacht, verbreitete er in 32 Romanen Angst und Schrecken. Jeden Monat wurde eine 400-seitige Folge veröffentlicht. Das erste Abenteuer erschien in einer Auflage von 800.000 Exemplaren, die folgenden erreichten Millionenauflagen.

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Fantômas’ Fähigkeit, ständig Identität zu wechseln und seine Verbrechen unter fremden Namen zu begehen, machten ihn zum Inbegriff des Bösen. Er ging so weit, die Haut von den Fingern seines Opfers zu reißen, um dessen Fingerabdrücke zu benutzen. Sicher ist es kein Zufall, dass die Verbrechergestalt mit den wechselnden Identitäten zu einer Zeit auftauchte, als die Polizei begann, wissenschaftliche Ermittlungsmethoden einzusetzen.

Heute ist „Fantômas“ einer der großen Filmmythen des Kinos. Vor 100 Jahren entstand die erste, fünfteilige Kinoserie, die als originellste Verfilmung der kurz zuvor erschienenen Serienromane von Souvestre und Allain gilt. Die Filme trafen mit ihrer sinistren Hauptfigur, die sich in ständig wechselnden Masken unters Volk mischt und stets der Polizei entkommt, den Nerv der Zeit und haben bis heute nichts von ihrer düsteren Faszination eingebüßt. 1913 verfilmte Louis Feuillade Fantômas zum ersten Mal. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Krimiserie.

Glatzköpfig

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Erst 50 Jahre später entstanden die Komödien mit Jean Marais und Louis de Funès, in denen Fantômas zum Lachen brachte – groß, grün maskiert und glatzköpfig.

Anlässlich des 100-Jahr- Jubiläums zeigt Arte am Samstag um 23.05 Uhr die Dokumentation „Fantômas – Das grausame Genie.“ Danach (0.00 Uhr) folgt der neu restaurierte Spielfilm Fantômas – Im Schatten der Guillotine“. Dazu hat der französische Musiker Yann Tiersen („Amélie“) mit vier internationalen Bands neue Filmmusiken komponiert.

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Dieser erste Film der fünfteilige „Fantômas“-Serie entstand 1913. Das französische Publikum stürmte in die Kinos. René Navarre (1877–1968) in der Hauptrolle zählte zu den größten Stars des französischen Stummfilmkinos. Auch in Künstlerkreisen wurde „Fantômas“ geschätzt: Guillaume Apollinaire und Max Jacob gründen die „Société des Amis de Fantômas“.

Um 1.05 Uhr folgt der Spielfilm FantômasJuve gegen Fantômas“.