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Die ORF-Führung versucht, sich im Sessel zu halten

Es gab schon einmal gemütlichere Zeiten im ORF: Wie immer nach Nationalratswahlen stellt sich derzeit auch die Frage, ob man a) den ORF nicht völlig neu aufstellen sollte und b) die aktuelle Führung nicht ablösereif wäre. Diese Fragen werden gerade am Grünen Tisch der Koalitionsverhandler erörtert. Und die Führung des ORF? Die versucht derzeit vor allem, keine offenen Flanken gegenüber der Politik zu haben, die bei Direktorenbestellungen mitentscheidet. Alle versuchen, im Sessel zu bleiben.

Streit um Standort

Dass sich etwa Finanzdirektor Richard Grasl und Generaldirektor Alexander Wrabetz letzte Woche bei einem Heurigen offen stritten, hatte dem Vernehmen nach auch damit zu tun, dass kurz davor eine Sitzung zum ORF-Standort ohne Einigung zu Ende gegangen ist. Wir erinnern uns: Die Wiener SPÖ hatte sehr vehement darauf gepocht, dass der ORF nach St. Marx ziehe. Wrabetz wand sich seither sehr geschickt heraus, das Projekt offiziell abzusagen.

Kathrin Zechner, die ebenfalls Teil des zu später Stunde vor Zeugen abgehaltenen Disputs war, sucht unterdessen interne Schwungmasse für ihre Zukunft: Am Mittwoch wurde kolportiert, Zechner habe sich bei einer Klausur von ihren Hauptabteilungsleitern den Rücken stärken lassen, indem sie die Vertrauensfrage stellte. Sie gilt als SP-Ablösekandidatin.

Auf „Tische geklopft“

Ein einziger Teilnehmer der Sitzung äußerte sich öffentlich: „Kathrin Zechner hat mit uns ein gewaltiges Arbeitspaket geschnürt, das uns alle vor große Herausforderungen stellt. Auf die Frage, ob wir uns zutrauen, das gemeinsam zu stemmen, haben wir auf die Tische geklopft und so unsere volle Unterstützung zum Ausdruck gebracht“, erklärte Stefan Ströbitzer, Zechners Vertrauter und Stellvertreter gegenüber dem KURIER.