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"Akte X" kommt wieder: Die 90er sind nicht vorbei

Die schrecklichen 90er sind zurück. Und versuchen, möglichst nicht wie Untote daherzukommen. Die Dichte, mit der neue Produktionen an alten Erfolgen anknüpfen sollen, erstaunt. Vorläufiger Höhepunkt: Die "X-Files" (zu Deutsch: "Akte X") mit David Duchovny (Agent Moulder) und Gillian Anderson (Agent Scully) feierten am Dienstag in Cannes Weltpremiere. Die beiden Hauptdarsteller sind für die Neuauflage der Mutter aller Mysteryserien wieder mit an Bord und ließen die Premierenbesucher in Begeisterungsstürme ausbrechen. Das wichtigste Detail vorab: Die berühmte Eingangssequenz ließ "X-Files"-Erfinder Chris Carter samt der unverkennbaren Melodie unverändert. Er selbst bezeichnete es als "surreal", noch einmal mit der 2002 eingestellten Kultserie loslegen zu dürfen. Scully und Moulder sind in der neuen Staffel beruflich und privat getrennt, kämpfen sich aber wie gewohnt durch – dem aktuellen Zeitgeschehen angepasste – Verschwörungen.

Sechs Folgen

Die erste Folge der "X-Files" war 1993 auf Sendung gegangen –die Serie lief auch im deutschsprachigen Fernsehen überaus erfolgreich. Produzent der Neuauflage ist erneut der Murdoch-Sender Fox, der zunächst jedoch nur sechs Folgen orderte.

Duchovny und Anderson sind nach ihren Jobs als Fernseh-Agenten nicht unerfolgreich im Fernsehen und Kino unterwegs. Anderson spielte etwa bei der Serie "Hannibal" die Psychiaterin von Dr. Lecter. Duchovny fiel in den vergangenen Jahren vor allem als verlorener Titelheld der gelungenen Comedy "Californication" auf, in der er einen sexbesessenen Schriftsteller spielt, der sich nach seiner Ex-Frau sehnt.

Auch Netflix versucht sich an der Wiederbelebung eines 90er-Jahre-Hits: "Fuller House" greift die bekannte Serie "Full House" auf. Die Geschichte eines verwitweten Vaters, der gemeinsam mit seinem besten Freund seine drei Töchter großzieht, begeisterte die Fernsehzuschauer bis zur Einstellung der Serie 1995. Im Remake sollen zahlreiche Originalschauspieler wiederkehren – auch die Olsen-Zwillinge könnten dabei sein, ließ Netflix durchblicken.

Rap-Prinz

Auch Will Smith soll ein Remake seines "Prinz von Bel Air"-Erfolges planen. Seine Rapkarriere hat er vorsorglich wieder gestartet. Schon weiter gediehen sind die Pläne von Fox, die 80er- und 90er-Kinohitserie "Lethal Weapon" neu zu beleben.

Während die 90er in der Serienwelt wieder neues Leben eingehaucht bekommen, ist ein aus diesem Jahrzehnt nicht wegzudenkendes TV-Urgestein am absteigenden Ast: Musikfernsehen. MTV etwa schrumpft sich gerade akut gesund, wird sein Deutschland- und Österreich-Signal nicht mehr extra betreiben und den Schweizer Stream übernehmen.