Athen: Löschmittel für Brandherde gesucht
Von Christine Klafl
Nikos Dendias, der griechische Minister für Bürgerschutz, schlägt Alarm. Sollte es wieder, wie oft im Sommer, zu ausgedehnten Waldbränden kommen, würden die Griechen allein damit nicht fertig werden. Von den 18 Löschflugzeugen wären nur die Hälfte einsatzbereit. Um den Rest flott zu bekommen, fehlt das Geld. Nun will Athen in Rom um Hilfe bitten. Die italienische Feuerwehr soll bei Waldbränden auf den Inseln im Ionischen Meer und Teilen Westgriechenlands übernehmen. Bei der griechischen Feuerwehr sollen überhaupt fast 4500 Stellen unbesetzt seien, auch an Ausrüstung mangelt es.
Hier scheint Griechenland tatsächlich gespart zu haben – wenn auch am falschen Platz. In vielen anderen Bereichen wurden allerdings die Spar- und Reformzusagen nicht eingehalten. Offiziell liegt der Bericht der Troika – Experten von EU-Kommission, EZB und IWF – zwar noch gar nicht vor. Inoffiziell sichern aber bereits Details durch. Demnach hat die griechische Regierung im Jahr 2010 von rund 300 Sparvorgaben nur 90 erfüllt, berichtet die Rheinische Post. "Es gibt kein Troika-Dokument mit diesen Zahlen", hieß es daraufhin am Freitag aus EU-Kreisen. Eine vollständige Analyse werde erst im Herbst vorliegen.
Unmut
Dennoch nimmt der Unmut über Griechenland zu. Das Reformprogramm sei "erheblich aus der Spur geraten", so ein EU-Diplomat. Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler formuliert es anders: "Ich habe das Gefühl, dass sich die Geduld bei der Troika dem Ende zuneigt." Von einem positiven Bericht der Troika-Experten hängt es aber ab, ob Griechenland weitere Hilfskredite bekommt. Gespräche über weitere Hilfen wird die Troika am 24. Juli in Athen fortsetzen. Der IWF stellt schon im Vorfeld klar: Das Reformprogramm muss wieder voll auf Kurs gebracht werden, man sei nicht bereit, ein neues zu verhandeln.
Geht es nach der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, ist es "inakzeptabel", Griechenland viel mehr Zeit einzuräumen, um das Budgetdefizit zu senken. Da könne es maximal um einige Wochen Aufschub gehen.
Trotz aller Unkenrufe: Griechenland wird zunehmend fantasievoll, wenn es um das Erschließen neuer Einnahmequellen geht:
Priester: In Griechenland werden Priester zur Gänze vom Staat bezahlt. Künftig soll die Kirche für die Hälfte der Löhne aufkommen, womit der Staat rund 100 Millionen Euro pro Jahr sparen würde.
Wehrpflicht: Nach Jahrzehnten, in denen die Wehrpflicht auf mittlerweile neun Monate reduziert wurde, soll sie jetzt auf ein Jahr erhöht werden. Das soll die Zahl der Berufssoldaten verringern.
Studium: Wer die normale Studienzeit um mehr als vier Semester überzieht, soll künftig zahlen müssen.
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