Wirtschaft

"Gegenmacht" zur Wirtschaft: AK profitiert indirekt von hoher Inflation

Der Arbeitsmarkt hat sich im Vorjahr im Gefolge des Konjunkturabschwunges eingetrübt. Dennoch gab es immer noch ein Beschäftigungswachstum um rund 1,1 Prozent oder 47.000 neue Jobs.

Und weil die Inflation rekordverdächtige 7,8 Prozent im Jahresdurchschnitt betragen hat, gab es in den meisten Branchen auch deutlich höhere Lohnabschlüsse als in der Vergangenheit.

Profitiert hat von dieser Entwicklung – mehr Beschäftigte mit höheren Einkommen – die Arbeiterkammer, auch wenn sie ausgabenseitig natürlich auch selbst von der Teuerung betroffen  war.

AK-Wien-Direktorin Silvia Hruška-Frank legte dazu jetzt stellvertretend für die neun Arbeiterkammern in Österreich den Rechnungsabschluss 2023 vor.

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Die Kammerumlagen, wie die AK-Mitgliedsbeiträge formal heißen, stiegen im Vorjahr um rund 7,5 Prozent von 565 auf 608 Millionen Euro. Mit sonstigen Erträgen kommt die AK auf 655 Millionen für 2023.

Das einzelne AK-Mitglied zahlt im Durchschnitt zehn Euro pro Monat und das zwölf Mal im Jahr. 3.991.000 Mitglieder hat die AK. Nach  oben gedeckelt (mit der Höchstbeitragsgrundlage) liegen die Beiträge bei 17 Euro.

"Gegenmacht"

Die Kritiker der gesetzlichen Arbeitnehmervertretung sprechen oft von Zwangsmitgliedern und ihren Zwangsbeiträgen. Hruška-Frank spricht lieber von der AK als „Gegenmacht“ zu Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung und verweist auf zufriedene Mitglieder. Nicht nur habe man im Vorjahr in Summe 645 Millionen Euro in diversen Verfahren für die Mitglieder herausholen können. Acht von zehn Mitgliedern würden laut Umfragen auch zeigen, dass die Regierung  mehr auf die AK hören solle.

Ausgabenseitig habe man rund zehn Prozent Steigerung zu verdauen gehabt, das Einnahmenplus sei also „sehr zu relativieren“. Grob die Hälfte aller Aufwendungen von 655 Millionen macht mit 301 Millionen Euro der Personalaufwand  aus. Die reinen Personalkosten für österreichweit rund 3.100 Mitarbeitende stiegen im Vorjahr von 193 auf 215 Millionen Euro. Die restlichen rund 90 Mio. sind Zahlungen für Pensionen, Abfertigung, Aus- und Fortbildung oder für den Sozialaufwand. Dieser reicht von Zuschüssen für Kantinen bis zu den Lohnnebenkosten.

Bei den Erträgen immer wieder ein Thema sind die Zins- und Finanzerträge.  Sie machten  im Vorjahr 7,6 Millionen Euro aus. Hintergrund ist, dass die Arbeiterkammern   österreichweit Rücklagen von 210 Millionen Euro haben. Dieses Geld dient vor allem dem Erhalt bzw. dem Ausbau  der Infrastruktur und der Gebäude. Damit das Geld nicht brach  auf einem Konto liegt, ist es in  mündelsicheren bzw. sehr konservativen Wertpapieren wie Anleihen angelegt. Die AK würde nicht mit Mitgliedsbeiträgen spekulieren, betont Hruška-Frank. 

Rund 100 Standorte

Das „Vermögen“ der nicht gewinnorientierten Organisation sind die rund 100 Standorte in ganz Österreich, wo Beratungszentren, Bildungseinrichtungen oder Bibliotheken eingerichtet sind. Juristisch gesehen ist die AK eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Die AK erhält keine öffentlichen Zuschüsse. Mit einer Ausnahme: Rund 600.000 Euro im Jahr bekommt sie vom Bund für die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen in Brüssel.