Wirtschaft

Andritz-Chef Wolfgang Leitner glaubt an Anspringen des Automarktes

Der kriselnde Automarkt macht Andritz-Chef Wolfgang Leitner keine Sorgen. Und das, obwohl die Automobilindustrie ein wichtiger Kunde des steirischen Anlagenbauers ist. „Temporär kann die Nachfrage sogar noch weiter sinken, je nachdem wie es in China weitergeht“, sagt Leitner anlässlich der Präsentation der Zahlen für das Geschäftsjahr 2019.

Wachsende Nachfrage

Er rechnet mittelfristig jedoch wieder mit einer wachsenden Nachfrage. Derzeit herrsche bei den Kunden Unsicherheit, ob sie schon ein Elektroauto oder noch eines mit konventionellem Antrieb kaufen sollten.

Gleichzeitig würden die Autohersteller mit Investitionen zögern und abwarten, wie sich der Absatz der E-Autos entwickle. Doch irgendwann werde es einen Schub geben und die Absatzzahlen würden wieder steigen. „Und dann wird auch mehr investiert werden“, glaubt Leitner.

Knackpunkt China

Sollten die Konsumenten verstärkt auf Elektroautos umsteigen, hätte das keine negativen Auswirkungen für Andritz, meint Leitner. Außenteile gebe es bei beiden Antriebsarten gleich viele. Bei der E-Version falle zwar der Antriebsstrang weg, dafür hätten Hybridautos mehr Teile als herkömmliche. Er rechnet mit einer Verlagerung des Absatzes, aber keine Abwanderung.

Wie sich der wichtige chinesische Markt – nicht nur bei Autos – weiterentwickle, sei derzeit schwer einzuschätzen. „Wir erwarten keine größeren Auswirkungen, aber in zwei bis vier Wochen wissen wir mehr“, sagt Leitner. Die Andritz-Werke in China würden wieder zu 95 Prozent arbeiten, es herrsche „business as usual“. Er rechne auch damit, dass die chinesischen Häfen bald wieder normal arbeiten würden.

Versäumnisse aufholen

Die Stimmung im Land sei positiv, die Chinesen würden die wirtschaftlichen Versäumnisse im Laufe des Jahres wieder aufholen wollen. „China ist bereits wieder ein weites Stück auf dem Weg zurück zur Normalität“, meint Leitner.

Kritische Worte fand der Andritz-Chef zum Thema erneuerbare Energie. „Alle reden, dass wir erneuerbare Energie ausbauen sollen, aber am Markt ist das noch nicht angekommen.“ Die Andritz-Sparte Hydro, die Ausrüstung für Wasserkraftwerke herstellt, verzeichnete 2019 einen Umsatzrückgang von 6,6 Prozent.

Ohne Wasserkraft seien die Klimaziele für die Welt aber nicht erreichbar, meint Leitner. Für Windenergie gebe es nur einige wenige gute Standorte, und Solarenergie funktioniere nur in Ländern, in denen oft die Sonne scheine, wie in Chile. Er sei überzeugt, dass der Ausbau von Wasserkraft wieder anspringen werde.

Keine Kurzarbeit

Mit dem Geschäftsjahr 2019 war Leitner trotz einiger Widrigkeiten zufrieden. Die Auftragseingänge stiegen um fast zehn Prozent auf ein Rekordhoch von 7,3 Milliarden Euro, der Umsatz der Gruppe kletterte um knapp elf Prozent auf fast 6,7 Milliarden Euro.

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Der Konzerngewinn ging jedoch um 44 Prozent auf 123 Millionen Euro zurück. Grund dafür waren Restrukturierungskosten in Höhe von 113 Millionen Euro. Drei Viertel davon entfielen auf den deutschen Pressenhersteller Schuler.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Leitner mit einem leichten Anstieg des Umsatzes. Kurzarbeit, wie etwa beim Stahlhersteller voestalpine, sei bei Andritz kein Thema.