Wirtschaft

Als Österreich wieder einmal pleite war

Über den USA kreist nach wie vor der Pleitegeier. In Österreich haben Staatspleiten durchaus Tradition. So war während der Napoleonischen Kriege die Staatskasse wieder einmal leer. Die hohen Kriegsausgaben und die Kriegsschuldzahlungen an Frankreich waren nicht zu finanzieren.

Kaiser Franz I. bleib daher nichts anderes übrig, als die im Umlauf befindlichen Banco-Zettel, so der Name für das damalige Papiergeld, massiv abzuwerten. Das hat die Untertanen gar nicht gefreut. Bis zum 31. Jänner 1812 mussten die Banco-Zettel zu einem Fünftel ihres Nennwertes eingetauscht werden. Das war natürlich kein gutes Geschäft für die Bürger der Monarchie. Zumal auch der Silbergehalt der Münzen um bis zu 50 Prozent reduziert wurde.

Ein Staat muss nicht notwendigerweise die Zahlungen für seine Schulden einstellen. Eine massive Inflation ist auch eine Möglichkeit, das Staatsbudget vorerst zu sanieren.

Hyperinflation

So ist es auch nach dem Ersten Weltkrieg gelaufen. Die hohe Inflation nach Kriegsende verringerte zwar die Kriegsschulden, machte aber auch hohe Zuschüsse für die massiv steigenden Lebensmittelpreise notwendig. Bis zu 60 Prozent der Staatsausgaben wurden dafür aufgewendet. 1922 war die jährliche Inflationsrate mit 1733 Prozent die höchste, die es jemals in Österreich gegeben hat. Im August dieses Jahres betrugen die Lebenshaltungskosten das 14.000-Fache der Vorkriegszeit.

Damals hieß es, man solle seinen Kaffee sofort, nach dem ihn der Kellner serviert hat, zahlen. Denn eine halbe Stunde später wäre er deutlich teurer. Tatsächlich wurden die Preise bisweilen stündlich angehoben.

Schließlich wollte niemand mehr Kronen annehmen. Die Geldscheine waren nur wertloses bedrucktes Papier. Wer konnte, versuchte sein Vermögen in Sachwerten anzulegen. Spekulanten bereicherten sich, in dem sie Sachwerte zu Spottpreisen aufkauften.

Währungsreform

Bei der Währungsreform 1924 entsprachen 10.000 Papierkronen dem Wert von einem Schilling. Für eine Goldkrone gab es immerhin einen Schilling und vierzig Groschen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war wieder mal die Staatskasse leer. Der Schilling wurde erneut als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Allerdings erhielt jeder Bürger maximal 150 Schilling für 150 Reichsmark. Der Rest, etwa vier Milliarden Reichsmark, wurde auf Sperrkonten deponiert. Im Dezember 1947 wurde ein beträchtlicher Teil davon für wertlos erklärt.

Die bisher letzte Prognose bezüglich Finanzproblemen hat sich nicht bewahrheitet. Der bekannte US-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman vertrat 2009 die Ansicht, Österreich könne wegen des Engagements der heimischen Banken in Osteuropa in ähnliche Probleme geraten wie Irland und Island. Prompt gab es lauten Widerspruch. „Die Bonität des Staates und der österreichischen Banken stehen außer Zweifel“, lautete die Entgegnung von Notenbankchef Ewald Nowotny.