Alpine war schon im Herbst 2010 pleite
Von Kid Möchel
Im Zivilprozess vor dem Wiener Handelsgericht das sieben Banken unter Führung der Erste Group gegen die Republik Österreich angestrengt haben, ging es am Montag ans Eingemachte. Wie berichtet, klagen die Banken den Bund auf Zahlungen von rund 70 Millionen Euro, weil die Republik 2009 eine Haftung für Alpine-Kredite nach dem Unternehmensliquiditäts-stärkungsgesetzes (ULSG) übernommen hat. Die Republik weigert sich aber zu zahlen, weil sie sinngemäß argumentiert, die Banken hätten schon damals gewusst, dass die Alpine kein gesundes Unternehmen mehr sei. Das wird von den finanzierenden Kreditinstituten vehement bestritten.
Doch die Masseverwalter, Karl Engelhart für die Alpine Holding und Stephan Riel für die Alpine Bau, untermauerten heute im Prozess, was Anlegeranwälte und der Gutachter Manfred Biegler (7tc) schon länger vorbringen.
Bestätigungsvermerk nicht eingeschränkt
"Laut einem BDO-Gutachten ist bei der Alpine Bau mit Oktober 2010 von einer materiellen Insolvenz auszugehen", sagt Karl Engelhart, ein ausgewiesener Insolvenzexperte und Masseverwalter der Alpine Holding vor Gericht. Das BDO-Gutachten, das die beiden Masseverwalter der Alpine Holding und Alpine Bau in Auftrag gegeben hatten, liegt erst seit vergangener Woche vor. Laut BDO hätte die Alpine-Bilanz für das Geschäftsjahr 2009 nur einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk (Testat) der Wirtschaftsprüfer erhalten dürfen, den Bilanzen für 2010 und 2011 wären die Bestätigungsvermerke zu versagen gewesen. Nach Angaben Engelharts hätte die BDO-Prüfung ergeben, dass des Jahresabschlüsse des Baukonzerns "unrichtig" sind. Für die Anlegeranwälte, die gegen die Banken in Sachen Alpien-Anleihen für Geschädigte Schadenersatzklagen früheren, sind solche Aussagen von größten Wert.
Die größte Pleite der Zweiten Republik
Tatsächlich hatten die Alpine Bau und die Alpine Holding erst im Juni 2013 Insolvenzanträge gestellt. Am 10. Oktober 2012 hatte das Nachrichtenmagazin profil erstmals über Zahlungsschwierigkeiten beim Baukonzern unter dem Titel "Salzburger Alpine Bau in schweren Turbulenzen" berichtet. Die Pleite ist eine der größten der Zweiten Republik, die Gläubiger schauen großteils durch die Finger: Die Konkursquote werde vermutlich bei rund fünf Prozent liegen, sagte der Masseverwalter der Alpine Bau, Stephan Riel, der auch am Montag als Zeuge am Handelsgericht befragt wurde.
Das Konsortium der klagenden Banken besteht aus BAWAG P.S.K., Erste Group, ÖVAG, Raiffeisen Bank International, Raiffeisenlandesbank OÖ, UniCredit Bank Austria und der spanischen Bankia.