Wirtschaft

Absage an Investitionsprämie für Fahrzeuge sorgt für Kritik

Dass der Tausch von älteren Bestandsfahrzeugen – vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen und Lkw – hin zu „supermodernen Verbrennerfahrzeugen“ weder in Deutschland noch in Österreich aktuell gefördert wird, stößt bei Hans-Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender von VW und Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich, für Unverständnis.

Das sei „aus Sicht der Automobilhersteller nicht wirklich plausibel“, wie er bei einer Veranstaltung der Kammer in Wien betonte. Immerhin gebe es einen prognostizierten Rückgang der weltweiten Automobilmärkte für 2020 von 15 bis 20 Prozent.

Ganz allgemein müssten jetzt alle Anstrengungen darauf ausgerichtet sein, „einen zweiten Lockdown zu verhindern. Es stellt sich die Frage, ob die bisher beschlossenen Hilfsprogramme ausreichend sein werden, um wirtschaftlich gut über die nächsten Monate zu kommen.“ Das aktuelle Umfeld sei „mehr als besorgniserregend“.

Zwar zeigte sich Pötsch voll des Lobes für die Politik in Deutschland und generell in weiten Teilen Europas. Jetzt gelte es aber, sich auf eine „weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen einzustellen und beschlossene Konjunkturprogramme auf ihre bisherige Wirksamkeit hin zu überprüfen.“

Heißt konkret: Dort, wo Gelder nicht abgerufen wurden, soll umgewidmet werden. Als Beispiel nannte er eben den Bereich der Bestandsfahrzeuge bei Lkw. Bei deren Austausch gebe es einen „positiven ökologischen Effekt“ zu erzielen.

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Auch Franz-Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender der oberösterreichischen Miba AG, sieht hier „ein schiefes Bild“ bei Investitionsförderungen. Sein Unternehmen, das unter anderem Reibbeläge sowie Motoren- und Industriegleitlager produziert, hat von den 7.000 weltweit Beschäftigten nach wie vor rund 2.000 in Kurzarbeit, zumindest einmal bis Ende September.

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Mitterbauer würde die Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende 2021, wie es in Deutschland bereits geplant ist, auch für Österreich für „sinnvoll“ erachten. Aktuelle Absatz- und Umsatzwerte bzw. deren Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr will Mitterbauer momentan nicht kommunizieren, ebenso wenig wie eine Prognose für das Gesamtjahr 2020.

Luxus-Bereich floriert

Was den Pkw-Bereich angeht, so habe sich der Sektor der höherpreisigen Autos stabilisiert, hier „florieren die Geschäfte fast wieder auf Vorjahresniveau“, berichtet VW-Aufsichtsratschef Pötsch. Der breite Markt hingegen zeige noch Schwächen.

Immerhin sei das Auto häufig die größte Anschaffung für einen Haushalt – für eine solche Investition werde stark hinterfragt, ob der Arbeitsplatz gesichert sei. Auch hier sieht Pötsch die Politik in der Pflicht, um Vertrauen bei der Bevölkerung zu schaffen, dass die Pandemie gut gemeistert werden kann.

Vorausgesetzt, dass es keinen zweiten Lockdown gibt, rechnet Pötsch für die Automobilbranche mit einem ähnlich hohen Niveau wie vor der Krise „nicht vor 2022“, aber „spätestens 2023“.