Wirtschaft

2014: Wilder Bullenritt an den Börsen

Die Wall Street in New York ist heuer um eine Attraktion reicher geworden. Der chinesische Internetriese Alibaba zog dort den weltgrößten Börsengang durch – und landete einen Erfolg. Aktuell hält der Kurs rund 56 Prozent über dem Ausgabepreis. Überhaupt hatten an den US-Börsen heuer die Bullen (als Symbol für Optimisten) die Oberhand. Ganz im Gegensatz zu anderen Regionen, wo die pessimistischen Bären steppten – etwa die russischen. Der Konflikt Russlands mit der Ukraine samt den Sanktionen des Westens trübte die ohnehin nicht überragende Stimmung an vielen europäischen Börsen ein.

Der Wiener Leitindex ATX kam heuer besonders unter die Räder. Nach unten gezogen wurde der Index vor allem durch die Großbanken Raiffeisen International und Erste Group, die durch Abschreibungen auf ihre Ostengagements gewaltige Verluste bauen. Und durch die OMV, die unter dem Verfall des Ölpreises litt. Alles in allem dürften die Gewinne jener 20 Konzerne, die im ATX stecken, heuer um 14 Prozent geschrumpft sein. Da half auch nichts, dass der Vorarlberger Lichtkonzern seinen Gewinn deutlich steigern konnte – was auch mit einem saftigen Kursplus belohnt wurde (siehe Grafik).

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Im breiter gefassten Börsensegment Prime Market (mit 39 Titeln) ist der heimische Baukonzern Porr erst seit kurz vor Weihnachten enthalten. Für ein Jahres-Kursplus von mehr als 113 Prozent gab es trotzdem gleich den Stockerlplatz.
Einem schlechten Wiener Börsenjahr soll ein deutlich besseres folgen, sagen die Analysten voraus. Sie haben dafür vor allem zwei Argumente parat:

Mini-Zinsen Die Europäische Zentralbank wird die Euro-Leitzinsen frühestens in zwei Jahren anheben. Damit bleiben auch die Sparzinsen tief im Keller. Auch der Ertrag, den Anleihen von Staaten mit guten Bonitäten abwerfen, wird winzig bleiben. Wenn die EZB mit ihrem geplanten Aufkaufprogramm im Volumen von einer Billion Euro startet, werden die Anleihe-Renditen eher weiter nachgeben. Anleger, die mehr aus ihrem Ersparten machen wollen, kommen an Aktien praktisch nicht vorbei.

Gewinne Nach dem schlechten Jahr 2014 werden die heimischen Konzerne ihre Gewinne wieder deutlich steigern können, sagen die Analysten voraus. Bei den 20 im ATX enthaltenen Unternehmen könnte dieses Plus 50 bis 60 Prozent ausmachen. Das Ausgangsniveau ist zwar recht mager, dennoch könnte es dieser Gewinnanstieg auch international in den Fokus schaffen und vermehrt Investoren anziehen.

All das könnte dem Wiener ATX im Börsenjahr 2015 einen Anstieg von gut zehn Prozent bescheren, meinen die Analysten optimistisch. Das wäre aus heutiger Sicht sogar eine Spur besser als die Aussichten für den DAX der Frankfurter Börse. In Europa orten die Aktienprofis jedenfalls mehr Kurspotenzial als an den US-Aktienmärkten, die nach den heurigen Kursgewinnen schon recht teuer sind.

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Ein Land am Rande des Bankrotts und trotzdem eine boomende Börse – was wie ein Scherz klingt, wurde heuer Realität. An der argentinischen Börse ging es heuer um fast 57 Prozent nach oben, allerdings in Landeswährung. Weil der Peso stark verloren hat, bleibt auf Euro umgerechnet nur noch ein Plus von 35 Prozent. Doch auch mit diesem Wert zählt Argentinien zu den Aktienmärkten mit der besten Jahresentwicklung.

Traditionell schlagen sich Börsen in Wachstumsmärkten besser als in Industrieländern, weil sie höheres Wachstum und Potenzial aufweisen. Das ist bei einigen Ländern der Fall (wie Pakistan oder Indien, siehe Tabelle). China lief dagegen nicht so toll und landet nur deshalb auf den vorderen Plätzen, weil die Landeswährung aufgewertet hat.

Ähnliches gilt für die US-Börsen. Das 30-prozentige Plus an der US-Technologiebörse NASDAG ist etwa zur Hälfte darauf zurückzuführen, dass sich der Dollar im Verhältnis zum Euro verteuert hat.

Die größten Verluste erlitten Anleger heuer an der Börse von Moskau. Die Sanktionen und die Talfahrt des Rubel haben hier deutliche Spuren hinterlassen.