Von der Dampflok zum Railjet: 100 Jahre Bundesbahnen
Von Anna Perazzolo
Zum Start am 1. Oktober 1923 waren die ÖBB das Gegenteil von umweltfreundlich: Gerade einmal 25 Kilometer Strecke waren elektrifiziert und die 2.600 Dampflokomotiven verschlangen 2,2 Millionen Tonnen Kohle jährlich.
Zum Vergleich: Mit der Menge ließe sich das Kraftwerk Mellach etwa fünf Jahre lang betreiben.
Auf die Zeit fortschreitender Elektrifizierung ab 1927 folgte das wohl dunkelste Kapitel der Bundesbahnen. Fünf Tage nach dem „Anschluss“ Österreichs wurden die Mitarbeiter in die „Deutsche Reichsbahn“ überführt, Angehörige jüdischen Glaubens entlassen und politische Günstlinge aufgenommen.
Zugleich wurde die Bahn ausgebaut: für Transporte von Kriegsmaterial, Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und für Deportationsfahrten in die Konzentrations- und Vernichtungslager.
Nach dem Krieg lag das Hauptaugenmerk auf dem Neuaufbau der zerstörten Streckenabschnitte, danach ging es Schlag auf Schlag. 1952 wurde der letzte Abschnitt der Westbahn zwischen Wien und Amstetten elektrifiziert, 1962 nahm die Wiener Schnellbahn-Stammstrecke den Betrieb auf und ab 1963 konnte man auch auf der Südbahn elektrisch bis nach Italien fahren.
Weitere Meilensteine
Intensiv wurde es dann in den 90er-Jahren. Zu Beginn des Jahrzehnts wurde „NAT 91 - der neue Austrotakt“ eingeführt. Das ermöglichte getaktete Abfahrtszeiten und Intervalle sowie kurze Umstiegszeiten.
1995 begann die erste Triebfahrzeugführerin bei den ÖBB zu arbeiten und mit dem EU-Beitritt erhielten auch private Bahnunternehmen Zugang zu den Trassen.
Kurz darauf, im Jahr 2001, wurde das erste Online-Ticket für die Strecke Wien-Westbahnhof bis Hütteldorf verkauft. Aber auch in den letzten 20 Jahren hat sich noch einiges verändert. So fuhren die ersten Railjets über die Grenze, der Ticketshop ging online und die Nightjets in Betrieb.
Der Personalstand wurde im Lauf der vergangenen 100 Jahre von 113.000 auf 43.000 gedrittelt, die Fahrgastzahl dagegen von 120 auf 253 Millionen gesteigert.