Wirtschaft

1- und 2-Cent-Münzen könnten abgeschafft werden

Wer in Belgien an einer Supermarktkasse steht, dem fällt zweierlei auf: Fast jeder Kunde zahlt  nur noch mit Karte. Und wenn doch noch jemand ins Börsel greift, um Bargeld herauszuholen, bekommt er keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr zurück. Seit Jahresbeginn wird automatisch auf- oder abgerundet.  Wer etwa  10,58 Euro zu  zahlen hat,  dem werden letztlich 10,60 Euro berechnet. Wer hingegen 10,22 auf dem Kassenbon liest, zahlt nur 10,20 Euro.

So soll es bald in der ganzen EU laufen, wenn es nach den Plänen der EU-Kommission geht. Heute, Mittwoch, will die Behörde ihren „Vorschlag für einheitliche Rundungsregeln“ präsentieren. Und der zielt darauf ab, langfristig die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Zu teuer in der Anschaffung, zu schwer in der Geldbörse und zu lästig zum Herumschleppen – wegen ihrer vielen Nachteile sollen die Kleinstmünzen auf  Dauer gesehen aus dem Zahlungsverkehr verschwinden.

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Veränderte Stimmung

Neu ist dieser Plan nicht. Schon 2013 hatte die damalige Kommission einen Vorstoß versucht, die Minimünzen auslaufen zu lassen. Doch die Mehrheit der Staaten war dagegen. Mittlerweile hat sich die Stimmung gedreht. In Finnland, den Niederlanden, Belgien und Italien wird längst gerundet. Bei Umfragen ermittelte die Kommission im Vorjahr in allen EU-Staaten ein mehrheitliches Ja unter der Bevölkerung  für die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

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Teure Produktion

Geprägt werden die kleinen Münzen jeweils in den Nationalstaaten. Hierzulande ist das die Münze Österreich, die jährlich rund 150 Millionen Stück 1-Cent- und 100 Millionen 2-Cent-Münzen produziert. Dieses Geschäft wird in Hinkunft wegfallen. Gerhard Starsich, Vorstand der Münze Österreich, schmerzt dieser Ausfall wenig. Denn zu verdienen war mit der Prägung der kleinen Münzen ohnehin fast nichts. „Wir sind wahrscheinlich die einzigen in Europa, die mit diesen Münzen überhaupt einen Gewinn einfahren konnten“, betont Starsich. Denn die Münzproduktion laufe vollautomatisch. Andere Länder würden mit der Herstellung der 1- und 2-Cent-Münzen zum Teil hohe Verluste einfahren.Zahlen mit           

Zahlen mit Mini-Münzen weiter möglich

Für die Oesterreichische Nationalbank ist der Vorstoß der EU durchaus  positiv. Denn die EU wolle die kleinsten Münzen ja nicht abschaffen, sondern die Rundungspflicht einführen. „Die Münzen bleiben also gesetzliches Zahlungsmittel, werden aber weniger verwendet“,  heißt es in der OeNB. Deren Direktor Stefan Augustin sieht in der absehbaren Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen sogar einen Beitrag zum Klimaschutz. „Die Münzen müssen verpackt und zu den Händlern und Banken transportiert werden. Das kostet Geld und ist schlecht fürs Klima.“ Die EU habe einen guten Zeitpunkt für das Auslaufen dieser Münzen gewählt.

Zwei Preise

Der Handel bleibt auch nach dem Ende der kleinen Münzen bei seinen  Cent-Preisen. „Die  99 Cent-Preise sind ein wichtiges Marketinginstrument“, betont Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.Wer bargeldlos bezahlt, wird auch genau den angeschriebenen Cent-Betrag abgebucht bekommen. Nur Barzahler müssen die Rundung in Kauf nehmen – wobei ein und zwei Cent-Preise abgerundet werden.

Die Arbeiterkammer befürchtet, dass Händler solche 2- und 3-Cent-Preise künftig vermeiden und Waren nur noch so anschreiben, dass die Aufrundung greift. „Das ist unfair“, betont AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic. Die AK fordert daher, dass Aufrundungen untersagt werden. Und grundsätzlich müsse man  sich fragen, ob das Ende der kleinen Münzen nicht der Beginn vom Ausstieg aus dem Bargeld sei.