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Servicestelle Wien: Den Pollen auf der Spur

Der Forscher Maximilian Bastl steigt hinauf auf das Dach der Gerichtsmedizin in der Wiener Sensengasse. Hier ist er mindestens zwei Mal die Woche. Dann wechselt er die Trommel der Pollenfalle der MedUni Wien, um eine verlässliche Pollenvorhersage für die Hauptstadt machen zu können.

Gemeinsam engagiert

Das Forscherteam und Ehepaar Katharina und Maximilian Bastl haben im vorigen Jahr in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien den Pollenservice Wien entwickelt und aufgebaut. Vormals gab es keinen eigenen dezidierten Dienst für Wien (wie es ihn bereits für Tirol, Salzburg, Kärnten und Oberösterreich gibt), sondern nur einen freiwilligen Zusammenschluss als Österreichischer Pollenwarndienst, der unter der damaligen Webseite pollenwarndienst.at nicht mehr aufrufbar ist. Das Ehepaar besitzt jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiet und brennt für das Thema – nicht zuletzt, weil sie beide an Pollenallergien leiden. „Wir wollen die Wiener und Wienerinnen über den Pollenflug, die Pollentypen und über Allergen-Prävention informieren“, sagt Bastl.

Die eingangs erwähnte Pollenfalle steht hier im Mittelpunkt der Arbeit des Forscherteams und ihren zwei Mitarbeiterinnen. „Man muss sich die Pollenfalle wie einen Staubsauger vorstellen, der permanent Luft ansaugt und somit auch die Pollen. Mithilfe der Falle ermitteln wir die tägliche Pollenkonzentration pro Kubikmeter Luft. Kombiniert mit der Wettervorhersage der Geosphere Austria wird so der Pollenflug der Folgetage für Wien vorhergesagt“, erklärt Bastl. Eine Pollenfalle deckt etwa einen 30-Kilometer-Radius ab und eine homogene Mischung von windgetragenen Pollen in der Luft sorgt für eine zuverlässige Vorhersage für Wien und Teile des Umlandes. Übrigens kann man ebenso die Konzentration an Pilzsporen mithilfe der Pollenfalle ermitteln. „Auch die Luftqualität kann man indirekt messen. Wir sehen etwa, wann die Feinstaubmengen größer sind, aber wir werten diese nicht aus“, erklärt Bastl.

Forschungspläne

Neben dem Routinegeschäft der Pollenvorhersage plant das Team vom Pollenservice Wien auch eigene Forschungen zu realisieren. „Eine der Fragen, denen wir nachgehen wollen, ist, wie sich der Klimawandel auf Wien auswirkt, bzw. auf Großstädte allgemein. Wobei sich die Fragestellungen auch um den Einfluss von neu eingewanderten Pflanzen und ihre Verbreitung drehen werden und wie diese auf Allergiker wirken“, erklärt Bastl. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Pollenflug wurde in mehreren Studien weltweit erforscht. Man muss sich zunächst aber Folgendes vor Augen halten: Die frühesten Pollenmessungen in Europa und Österreich stammen aus den 1970er-Jahren. Damit ist das ein recht junges Forschungsfeld und macht Aussagen über den Klimawandel auf allergene Pflanzen gerade im Bezug auf den Pollenflug zur Herausforderung.

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Wir wollen die Wiener und Wienerinnen über den Pollenflug, die Pollentypen und über Allergen-Prävention informieren

Mag. Maximilian Bastl PhD, Pollenservice Wien

Klimawandel und Pollen

Es gibt dennoch einige Aussagen, die man aufgrund der Forschung zu dem Thema bereits sicher sagen kann, weiß Bastl: „Die Saison der Frühblüher wird früher beginnen und unregelmäßiger verlaufen. Sie wird sich nach vorn verlagern, verkürzen und es wird häufiger zu Spitzenwerten kommen. Wohingegen sich die Saison der Gräser nach hinten verlängern wird und Allergiker länger darunter leiden werden.“ Wobei es sich hier auch wieder innerhalb der einzelnen Gräser-Arten unterscheiden wird. 

Ein weiterer Punkt, der durch den Klimawandel beeinflusst wird, ist, dass die relative Pollenmenge größer wird. Einerseits durch das erhöhte CO2-Aufkommen und andererseits erhöht sich die Stressreaktion der Pflanzen durch die Klimaerwärmung. „Das führt wiederum dazu, dass Pflanzen mehr Pollen produzieren, weil sich die Pflanze bedroht sieht und ihre Art erhalten möchte“, sagt Bastl. Zusätzlich werden in Österreich immer mehr ortsfremde Pflanzen heimisch, die wiederum zu allergischen Reaktionen führen können. Auch das ist dem Klimawandel geschuldet. Die klimabedingten Veränderungen wirken sich ebenso auf die Vorhersage des Pollenflugs aus.

In Echtzeit

„Wir haben das Problem, dass die meisten Modelle mit historischen Daten arbeiten und zu einer Zeit entwickelt wurden, als die Auswirkungen des Klimawandels noch nicht so deutlich waren. Durch vermehrte Extremwetterereignisse wird die Zuverlässigkeit der Vorhersagemodelle ungenauer.“ Zeitgleich soll aber künftig die Künstliche Intelligenz (KI) bei einer exakteren Pollenermittlung helfen. Bastl: „Es gibt bereits einen Routinebetrieb in der Schweiz und in Bayern. Dort arbeitet man mit KI-Systemen, um so Werte über Pollenflug und Pollentypen in Echtzeit zu ermitteln. KI wird also definitiv auch in der Pollenforschung einen höheren Stellenwert erhalten.“

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Auf folgender Seite kann man sich zum Pollenflug in Wien informieren und die aktuellen Prognosen regelmäßig nutzen. Damit ist man vorbereitet und wird von kurzfristigen Änderungen im Pollenflug nicht überrascht.

meduniwien.ac.at/web/pollenservice-wien/at

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