Wien Will’s Wissen

Im Gleichschritt, marsch

Im Gleichtakt blinkende Glühwürmchen oder Uhren, deren Pendel sich synchronisieren – das Konzept der nichtlinearen Synchronisation stammt zwar aus der Physik, doch seine Anwendungen finden sich auch in anderen Zusammenhängen. „Ein Beispiel konnte man bei der Eröffnung der Millenium Bridge in London beobachten“, erzählt Günther Knoblich, Professor am Department of Cognitive Science an der CEU. „Die Besucher verfielen in Gleichschritt und brachten so die Brücke dermaßen ins Schwingen, dass sie gleich wieder gesperrt wurde.“

Alle Inhalte anzeigen

Soziale Interaktion

Das Phänomen von Synchronisation ist bei Menschen lange bekannt. „Wir fangen unbewusst an mitzuwippen, wenn sich jemand im Takt der Musik bewegt oder wir synchronisieren eben unsere Schritte“, erklärt Knoblich. Der Psychologe beschäftigt sich seit Langem mit der sozialen Kognition sowie unbewusstem, gemeinsamen Handeln und hält das Phänomen für eine wichtige soziale Komponente.

Als Günther Knoblich bei einem Forschungsprojekt mit der University of St. Andrew über seine Erfahrungen mit der Synchronisation sprach, poppte die Frage auf, wie sich das bei den Schimpansen, den nächsten Verwandten des Menschen verhielt. „Die Biologin Manon Schweinfurth hatte Kontakte zu der Schimpansen-Rettungsstation Chimfunshi Orphanage in Zambia“, erzählt Knoblich. „Dort filmte sie Schimpansen, die miteinander gingen.“

Drei Monate und unzählige Videos später zeigte sich klar: Auch Schimpansen synchronisieren ihre Schritte. „Interessant ist, dass dies passiert, nachdem sie sich anschauten, was beim Menschen nicht nötig ist“, so Knoblich. „Es hat sich auch gezeigt, dass die Synchronisation bei Schimpansen nichts mit ihrer sozialen Bindung zueinander zu tun hat.“ Mit der Studie konnte allerdings erstmals belegt werden, dass das Phänomen der Synchronisation auch beim nächsten Verwandten des Menschen vorkommt.

Alle Inhalte anzeigen