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Die Welternährung in die Hand nehmen

Klimaerwärmung, wachsende Bevölkerungszahlen sowie Ernteausfälle aufgrund von Dürre oder Starkregen: Laut UN-Welternährungsbericht hungerten 2021 weltweit zwischen 702 und 828 Millionen Menschen. Die Ernährungssicherheit steht auf wackeligen Beinen. „Um zehn Milliarden Menschen zu ernähren, benötigt es auf verschiedenen Ebenen Maßnahmen“, sagt Dipl. Ing. Dr. Klaus Dürrschmid vom Institut für Lebensmittelwissenschaften der BOKU University.

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Neue Säule

Das betrifft in erster Linie die Landwirtschaft. Neben dem Anbau widerstandsfähigerer Nutzpflanzen muss es vor allem gelingen, mehr Erträge zu erzielen. „Will man verhindern, dass Wälder oder Feuchtgebiete zerstört werden, können nur vorhandene Flächen intensiver genutzt werden“, so Dürrschmid. „Bei einem effizienten und ökologisch verträglichen Management von Agrarflächen kann KI helfen.“ Machine-Learning-Systeme könnten Anbauflächen beobachten und verwalten, damit die Ernteverluste möglichst gering bleiben. „Das klassische Denken in der Landwirtschaft kann nicht fortgesetzt werden“, fasst der Wissenschafter zusammen. „Wir werden uns damit anfreunden müssen, dass es vielleicht keinen Grünen Veltliner mehr in Österreich geben wird.“

Viel Potenzial sieht Klaus Dürrschmid in der Lebensmittelproduktion. Seiner Meinung nach können Techniken wie Hochdruckpasteurisieren oder Fermentieren neue Möglichkeiten schaffen. Vor allem die Biotechnologie eröffnet neue Türen. „Milch, Stärke, Fleisch – alles ist biotechnologisch produzierbar“, so Dürrschmid. „Noch dazu kann man die benötigten Reaktoren platzsparend und energieeffizient konfigurieren, sodass sie einen geringen ökologischen Fußabdruck aufweisen.“ Weltweit arbeiten Dutzende Unternehmen und Start-ups an der Weiterentwicklung von biotechnologisch produzierten Lebensmitteln. „Die dritte Säule der Ernährung eröffnet uns möglicherweise ungeahnte kulinarische Erlebnisse. Denn auch Lebensmittel, die für uns aus ethischen Gründen nicht infrage kamen, können nachgebildet werden – etwa Mozzarella aus Muttermilch oder Giraffenfleisch“, sagt Klaus Dürrschmid. „Vor allem ist der visionäre Ansatz ein Weg, den Hunger der Welt zu verringern.“

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