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Der Lunzer See als großes Experiment

Wasser ist Leben, heißt es, und wenn das Gleichgewicht in unseren Gewässern ins Wanken gerät, haben wir ein großes Problem. Um das zu verhindern, beobachten und untersuchen Forschende laufend das Ökosystem von Seen, Fließgewässern und Auengebieten – in Lunz schon seit über hundert Jahren. Seit 1905 gibt es dort eine Forschungsstation, in der mittlerweile der Wassercluster Lunz beheimatet ist.

Von der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Wien und der Donau-Universität Krems geführt, erforscht das interuniversitäre Zentrum unter anderem aquatische Ökosysteme, Gewässerorganismen, Interaktionen mit dem Umland oder die Renaturierung von Gewässern, um etwa Rückschlüsse auf den Rückgang von Artenvielfalt oder den Klimawandel zu ziehen.

„Ziel ist es, mehr über die treibenden Faktoren zu verstehen, die diesen Phänomenen zugrunde liegen, um damit im nächsten Schritt für zukünftige Managementaufgaben sowie Fragen der veränderten Nutzung, Grundlagen zu schaffen“, sagt Thomas Hein von der Universität für Bodenkultur Wien, der den Wassercluster Lunz von 2008 bis 2020 leitete.

Schwerpunkt Lehre

Hunderte Studierende kommen jedes Jahr nach Lunz, um vom Wasser, aber auch von internationalen Expertinnen und Experten zu lernen. Der Wassercluster ist als hochkarätig ausgestattetes Institut weltweit vernetzt und kooperiert mit Partnerinnen und Partnern rund um den Globus. Nicht zuletzt beschäftigen und betreffen die – teils dringlichen – Fragen, wie auch die Forschungsergebnisse, Menschen und Lebensräume auf der ganzen Welt.

Lunz und seine Süßwassersysteme dienen dabei als großes Labor, wo viele Aspekte komplexer Fragestellungen, wie etwa die der Klimaerwärmung, untersucht werden können. „Es ist ja nicht nur eine Frage der Änderung der Wassertemperatur, das Phänomen ist viel komplexer“, erklärt Hein.

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Forschungstradition

Flüsse, Bäche, Auen und natürlich der Lunzer See bieten Möglichkeiten, die Gewässer in ihrer Vielschichtigkeit zu untersuchen. Fünf Arbeitsgruppen forschen in unterschiedlichen Feldern. „In Lunz steht ein breites Portfolio an Gewässern zur Verfügung“, sagt Hein über den Standort. Die Aufzeichnungen reichen durch die langjährige Forschungstradition weit zurück und dienen auch als Grundlage der Untersuchungen von heute.

„Die Datenreihen werden zum Beispiel dazu genutzt, um zu verstehen, wie sich der Klimawandel auf den Lunzer See auswirkt und welche kurz- und langfristigen Veränderungen eintreten. Auch welche Systemveränderungen sich daraus ergeben, wenn Umweltbedingungen sich schleichend, aber langfristig verändern, wird erforscht“, sagt Hein.

Experiment Lunz

Die Feldforschung ist damit ein wesentlicher Pfeiler im Instrumentarium des Wasserclusters Lunz, einen wichtigen Schwerpunkt nimmt dabei auch die experimentelle Forschung ein. Dabei dienen modernste Technologien der innovativen Forschung. „In Lunz stehen große Anlagen zur Verfügung, die Untersuchungen im Maßstab von 1:1 zulassen“, so Hein. Auch angewandte Fragestellungen werden in Lunz bearbeitet und natürlich auch die Frage, wie sich die Erkenntnisse auf andere Bereiche übertragen lassen. „Es wird ein Prozessverständnis gewonnen, das auch für andere Systeme relevant ist“, sagt Hein abschließend.