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Was es mit dem Weinen nach dem Sex auf sich hat

Was von Experten als Störung des emotionalen Erlebens nach dem Geschlechtsverkehr bezeichnet wird, nimmt für Betroffene mitunter überaus emotionale Dimensionen an. Bei postkoitaler Dysphorie machen sich unmittelbar nach dem Sex Gefühle breit wie:

  • Melancholie 
  • Traurigkeit
  • innere Leere

Als wäre dies nicht genug, lösen diese Symptome, die oft aber nicht nur bei Frauen auftreten, Verwirrung und Irritation aus. Betroffene wissen dabei oft nicht, wie ihnen geschieht. Da Sex meist mit einem Rausch der Euphorie assoziiert wird, können sie das Erlebte nicht einordnen. 

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Beim Geschlechtsverkehr wird in der Regel der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, der das Belohnungssystem im Gehirn massiv aktiviert und so zum intensiven Glücksempfinden nach dem Sex beiträgt. Doch trotz Intimität, einem Orgasmus und empfundener Geborgenheit können nach dem Liebesspiel die Tränen kullern.

46 Prozent der Frauen erlebten laut Befragung postkoitale Dysphorie

Eine Schweizer Studie in The Journal of Sexual Medicine aus dem Jahr 2015 hat das Phänomen der postkoitalen Dysphorie bei Frauen untersucht. 

Hierfür wurden insgesamt 195 heterosexuelle Studentinnen befragt. Bisexuelle oder lesbische Frauen wurden von der Studie ausgeschlossen. Die Wissenschafter argumentierten dies mit der Tatsache, dass das emotionale Erleben beim Sex zwischen Frauen ein grundlegend anderes sei.

Es zeigte sich, dass: 

  • 46 Prozent der Befragten mindestens einmal in ihrem Leben Symptome postkoitaler Dysphorie erlebt hatten. 
  • 5,1 Prozent der Studienteilnehmerinnen innerhalb der letzten vier Wochen an postkoitaler Dysphorie gelitten hatten. 
  • 2 Prozent der Frauen nach jedem sexuellen Kontakt traurig waren.

Von postkoitaler Dysphorie betroffene Frauen zeigten keine signifikante Tendenz, ein mehr oder weniger problematisches Verhältnis zu Sex zu haben.

Welche Ursachen das Weinen nach dem Sex laut Psychologen haben kann

Allerdings konnte ein Zusammenhang zwischen postkoitaler Dysphorie und Missbrauch festgestellt werden. Betroffene Befragte hatten in der Vergangenheit häufiger eine Art von Missbrauch erlebt. 

Dieses Ergebnis decke sich den Forschern zufolge auch mit Erkenntnissen früherer Studien. Diese hätten signifikante Verbindungen zwischen sexuellem, physischem sowie psychischem Missbrauch und postkoitaler Dysphorie herstellen können.

Als mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang nannten die Forscher der aktuellen Studie durch Missbrauch ausgelöste Angstzustände in Verbindung mit Sex. Zudem würden Frauen mit Missbrauchsvergangenheit eher zu dysfunktionalen Beziehungsformen neigen, was ebenfalls postkoitale Dysphorie begünstigen könne.

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Die Schlussfolgerung der Forscher: Die Erkenntnisse würden deutlich belegen, dass postkoitale Dysphorie ein nicht ausreichend erforschtes Phänomen sei. Zudem sei diese Erkrankung bisher stark unterschätzt worden. Weitere Untersuchungen seien unabdingbar, um das subjektive Empfinden hinter dieser Störung des emotionalen Erlebens zu verstehen und mögliche Maßnahmen zur Linderung zu entwickeln.