Wellness

Spirulina: Mikroalge mit großer Wirkung?

Spirulina steigt dank seiner Inhaltsstoffe aktuell zur allseits beliebten Nahrungsergänzung auf. Neu und unbekannt ist die winzig kleine Blaualge, die zu den sogenannten Cyanobakterien gehört, jedoch nur in unseren Breiten. Naturvölker und indigene Stämme in Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien wissen schon seit Jahrhunderten über die positive Wirkung der Alge Bescheid.

Wo die Alge wächst

Den idealen Nährboden findet die bläulich-grün schimmernde Alge in flachen, subtropisch bis tropischen Gewässern mit hohem Salzgehalt. Die moderne Industrie hat jedoch mittlerweile Mittel und Wege gefunden, um die Mikroalge auch anderorts gedeihen zu lassen. Für die Verarbeitung zum Nahrungsergänzungsmittel wird sie in Form von Aquakulturen produziert. Die getrocknete Biomasse wird anschließend zu Spirulina-Pulver oder Spirulina-Tabletten weiterverarbeitet.

Idealer Eiweißlieferant

Was als Endprodukt farblich auffallend, jedoch ansonsten recht unscheinbar wirkt, trägt eine geballte Ladung Nährstoffe in sich. "Getrocknete Spirulina-Algen enthalten bis zu 60 Prozent Eiweiß, 20 Prozent fallen auf Kohlenhydrate und je 5 Prozent der Trockensubstanz sind Fette bzw. 5 Prozent Mineralstoffe", so Ernährungsexpertin Julia Pabst gegenüber dem KURIER. Bei den Mineralstoffen dominieren der Ernährungswissenschafterin zufolge Magnesium, Calcium und Eisen. Zudem enthält Spirulina Vitamine: Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A, viele B-Vitamine und Vitamin E. "Spirulina enthält auch als eine der wenigen Pflanzen Vitamin B12, wobei nur ein kleiner Teil des enthaltenen Vitamins für den menschlichen Körper verwertbar ist", so Pabst. Die grüne Farbe hat die Alge vom grünen Farbstoff Chlorophyll, das sie in großen Mengen enthält.

Wie Spirulina auf den Körper wirkt

Spirulina wird nachgesagt, positive Effekte auf unser Immunsystem, unseren Blutzuckerspiegel, den Blutdruck, Blutfettwerte, die Gehirnleistung zu haben. Die Alge soll zudem Schutz gegen Infektionen und Viren bieten, allergische Reaktionen reduzieren und antioxidative Eigenschaften besitzen.

Über die Wirkung der Spirulina-Alge auf den menschlichen Organismus herrscht bei Wissenschaftern Uneinigkeit. Diese ergibt sich nicht zuletzt aus dem Hype rund um andere Superfoods wie Aloe Vera oder Acai-Beeren. "Es gibt auf der einen Seite Skeptiker – auf der anderen Seite fast sektenähnliche Befürworter der Alge. Meiner Meinung nach kann ein Produkt allein nie die gesamte Ernährung revolutionieren", so Pabst.

Die Studienlage zu den positiven Gesundheitswirkungen von Spirulina ist Pabst zufolge jedenfalls nicht eindeutig. Es sei zwar klar, dass die einzelnen Inhaltsstoffe wie Magnesium oder Eisen positiv auf den menschlichen Körper wirken, jedoch könne man so noch nicht darauf schließen, dass sich die Einnahme von Spirulina als Nahrungsergänzung positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Trotz des prozentual hohen Eiweißgehalts würden Spirulina-Produkte (z.B. Tabletten) auch nur unwesentlich zur Eiweißversorgung beitragen. "Eine Frau mit 60 Kilogramm braucht beispielsweise mindestens 50g Eiweiß am Tag. Eine Spirulinatablette mit einem Gewicht von 2g liefert somit nicht mal 1,5g Eiweiß. Man müsste also schon viele Tabletten schlucken, um seinen Eiweißbedarf zu decken." Auch der oft ausgelobte Vitamin B12 Gehalt sei mit Vorsicht zu betrachten, da die Verwertbarkeit für den menschlichen Organismus nicht ausreichend gut ist.

Wie man es konsumieren sollte

Weil Spirulina in Pulverform nicht allzu gut schmeckt, ist es Pabst zufolge schwierig, das reine Pulver in die tägliche Ernährungsroutine einzubauen. "Ich kann mir maximal vorstellen, dass ein Green-Smoothie mit Banane, Gurke und etwas Spirulina gut schmecken könnte." Spirulina in Kapselform oder als Presslinge würden sich hingegen leichter mit Wasser als Nahrungsergänzung schlucken lassen.

Nahrungsergänzungsmitteln steht die Ernährungswissenschafterin grundsätzlich eher skeptisch gegenüber. "Wer sich ausgewogen mit hohem Anteil an saisonalem Gemüse und Obst ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel. Je bunter die Ernährung, desto mehr natürliche Quellen für Antioxidantien und andere sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sind enthalten."

Spirulinaprodukte seien zwar nicht schädlich, aber eben auch nicht unbedingt notwendig.

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Julia Pabst ist Ernährungswissenschaftlerin bei Resize und im Ernährungsinstitut Pabst in Wien. Im Kernteam von Resize arbeitet sie laufend an der Weiterentwicklung des Programms. Im Beratungsteam von Resize begleitet Sie Ihre Klienten mit viel Einfühlungsvermögen und Verständnis, da sie die Hürden auf dem Weg zum Wohlfühlgewicht nicht nur aus der Theorie kennt.

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