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Kinder: Effekte von Mobbing verflüchtigen sich

In der Erhebung mit über 11.000 Zwillingen stellten Forscher des University College London fest, dass Angstzustände Kinder beziehungsweise Jugendliche zwei Jahre nach den Mobbing-Erfahrungen noch immer beschäftigten, nach fünf Jahren waren sie jedoch verschwunden. Das berichtet unter anderem die BBC unter Berufung auf die Studie.

Experten sind sich einig, dass Mobbing im Kindesalter ernstzunehmende und langanhaltende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit Heranwachsender hat. Das Wissenschaftsteam hinter der aktuellen Erhebung, die im Fachblatt JAMA veröffentlicht wurde, konnte jedoch zeigen, dass Kinder, die schikaniert wurden, potenziell eine Widerstandsfähigkeit gegen die dadurch verursachten Symptome entwickeln können.

Die Zeit heilt

Die jungen Studienteilnehmer wurden im Alter von elf, 14 und 16 Jahren untersucht. Im Fokus standen die jeweiligen Erfahrungen, die sie mit Hänseleien gemacht hatten und ihre psychische Verfassung. Bei der Datenanalyse zeigte sich, dass psychische Probleme nur zum Teil durch etwaige Mobbing-Erlebnisse bedingt wurden, aber unter anderem Angstzustände, Depressionen, Hyperaktivität und Verhaltensauffälligkeiten verursachten.

Obwohl die Symptome mit der Zeit weniger stark zutage traten, neigten Studienteilnehmer im Alter von 16 Jahren, die mit elf Jahren gemobbt wurden, auch im Teenageralter noch verstärkt zu paranoiden Gedanken und tendierten eher zu Entgleisungen des Denkens. Jean-Baptiste Pingault, Studienautor und Professor für Psychologie am University College London, sieht in den Erkenntnissen Anlass zur Hoffnung: "Mobbing verursacht mit Sicherheit Leid, aber der Einfluss auf die psychische Gesundheit nimmt mit der Zeit ab, also sind Kinder mittelfristig in der Lage sich zu erholen", betont er. Nichtsdestotrotz müsse noch mehr unternommen werden, um Kinder vor Mobbing zu schützen.

Zusätzlich zu Initiativen gegen und Interventionen bei Mobbing sollte man die Kinder darin bestärken, die Probleme der Vergangenheit zu verarbeiten und hinter sich zu lassen. Die Erkenntnisse würden den Beweis liefern, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen jedenfalls dauerhaft unterstützt werden müsse.

Bernadka Dubicka vom Royal College of Psychiatrists schildert im Gespräch mit der BBC, dass es viele Gründe gebe, warum junge Menschen psychische Probleme entwickeln. Der Schule komme dabei eine wichtige Rolle zu. "Die gute Nachricht ist, dass sich junge Menschen von den Problemen erholen. Dennoch ist es essentiell, dass Schulen Mobbing ganzheitlich als Problem erfassen und dieses auch angehen", sagte Dubicka.

Mobbing an Schulen: Jeder 5. wird schikaniert

19 Prozent der 15-Jährigen werden zumindest ein paar Mal pro Monat in der Schule gemobbt. Das zeigte eine im April dieses Jahres veröffentlichte Sonderauswertung der PISA-Studie 2015. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten sticht Österreich mit diesem Ergebnis über Bullying nicht hervor. Gleichzeitig sind Österreichs Schüler mit ihrem Leben großteils zufrieden, die meisten fühlen sich auch an ihrer Schule wohl (mehr dazu hier).

Anfang dieses Jahres konnten österreichische Forscher zudem zeigen, dass soziale Ausgrenzung in der digitalen Welt auch das Sozialverhalten in der Realität beeinflusst. Mobbing im Netz führe zu Mobbing in der Realität, folgerten die Forscher der MedUni Wien und der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des AKH Wien (mehr dazu hier).

Wie Sie Ihre Kinder vor Mobbing schützen, lesen Sie hier.