Frankreich kämpft sich ins Viertelfinale
Die Tore – so sagt man – sind Salz in der Suppe des Fußballs. Dass ein Spiel aber auch ohne Treffer unterhaltsam sein kann, bewiesen Frankreich und Nigeria im fünften Achtelfinale in Brasilia. 79 Minuten lang mussten die Fans auf einen Treffer warten, mit fußballerischer Klasse geizten beide Teams jedoch nicht.
Für das erste Highlight sorgten die Afrikaner. Emenike hatte den Ball nach Flanke von Musa im Tor untergebracht, stand dabei jedoch nach Meinung des kanadischen Assistenten ganz knapp im Abseits – eine umstrittenen Entscheidung.
Der Abseitspfiff war jedoch Weckruf und Startschuss für einen offenen Schlagabtausch. Drei Minuten später wurden die Franzosen erstmals gefährlich. Und wie. Pogba hatte sich den Ball im Mittelfeld erkämpft und Mathieu Valbuena auf der rechten Seite eingesetzt. Der 1,66 Meter kleine Flügel bediente wiederum Pogba, der den Ball sehenswert volley nahm, jedoch in Enyeama im Tor der Nigerianer seinen Meister fand. Nach einer ähnlichen Aktion über Pogba und Valbuena kam Debuchy zum Abschluss, schoss aber neben das Tor (39.). Auf der Gegenseite wurde erneut Emenike gefährlich – diesmal durch einen Weitschuss (43.).
Starke Nigerianer
Die packende erste Halbzeit machte Lust auf mehr. Überraschender Weise waren es die Nigerianer, die nach Seitenwechsel das Spiel in die Hand nahmen. Und die Franzosen? Die hatten Glück, dass sie nach 54 Minuten noch zu elft weiterspielen durften. Matuidi hatte Onazi brutal am Sprunggelenk gefoult, sodass dieser nicht mehr weiter machen konnte. Statt der gelben Karte hätte es durchaus Rot geben können.
/**/Beeindrucken ließen sich die Nigerianer dennoch nicht. Gefällig gelangten sie spielerisch immer wieder in den Strafraum der Franzosen, wo jedoch stets bei den starken Innenverteidigern Varane und Koscielny Endstation war. Odemwingie prüfte mit einem knallharten Weitschuss Keeper Lloris (64.). Ein Schuss, der wiederum eine heiße Schlussphase einläuten sollte. Wie aus dem Nichts kamen die Franzosen zur größten Chance des Spiels. Benzema war es, der nach Doppelpass mit Griezmann plötzlich alleine vor Enyeama stand. Der Torhüter blieb Sieger, konnte den Ball aber nicht bändigen. Moses rettete hinter ihm auf der Linie (70.).
Mit einem Schlag war die Grand Nation aber wieder drückend in dieser unterhaltsamen Partie. Mehr noch, die Franzosen drückten. Cabaye traf aus 18 Metern zunächst die Latte (77.), dann rettete Enyeama in letzter Not bei einem starken Kopfball Benzemas. Der resultierende Eckball war dann jedoch folgenschwer für den bis dahin starken Keeper und seine Vorderleute. Profiteur war Pogba, der bei der Eckball-Flanke goldrichtig stand und nur noch zum 1:0 ins leere Tor köpfeln musste, nachdem Enyeama zu wagemutig herausgekommen war und den Ball nicht hatte klären können (79.). Ein Fehler, der sich offenbar auf die Konzentration des sonst starken Keepers schlug. Nach einer kurz abgespielten Ecke kam der 31-Jährige erneut unglücklich heraus und ermöglichte so das Eigentor von Yobo zum 2:0-Endstand (91.).
Bilder zum Spiel
Brasilia, Estadio Nacional Mane Garrincha, 65.000, SR Geiger (USA).
Tore: 1:0 (79.) Pogba
2:0 (91.) Yobo (Eigentor)
Frankreich: Lloris - Debuchy, Koscielny, Varane, Evra - Pogba, Cabaye, Matuidi - Valbuena (92. Sissoko), Giroud (62. Griezmann), Benzema
Nigeria: Enyeama - Ambrose, Yobo, Omeruo, Oshaniwa - Mikel, Onazi (59. Gabriel) - Odemwingie, Moses (89. Nwofor), Musa - Emenike
Gelbe Karten: Matuidi bzw. keine
Didier Deschamps (Teamchef Frankreich): "Ab der 60. Minute haben wir die Kontrolle über das Spiel zurückgewonnen. Die Tore sind spät gekommen, aber alle Spiele bei dieser WM sind schwierig. Nigeria hat eine sehr athletische Mannschaft, es gab viele Zweikämpfe, aber wir haben nicht nachgelassen. Wir gehören jetzt zu den acht besten Teams der Welt, das ist etwas Wunderschönes. Ich bin stolz auf das, was wir seit Turnierbeginn hier geleistet haben."
Paul Pogba (Torschütze Frankreich): "Ich bin einfach nur froh, dafür gibt es keine Worte. Ich weiß, dass ein ganzes Land hinter uns steht. Dieses Tor hat uns befreit. In einem so wichtigen Spiel für mein Land zu treffen, das ist einer der größten Momente meines Lebens. Wir haben an uns geglaubt. Wir können die besten und die schlechtesten Spiele machen - aber wir machen sie gemeinsam. Ich bin glücklich."
Stephen Keshi (Teamchef Nigeria): "Es ist sehr schade, dass wir dieses Spiel verloren haben. Wenn ich mir das Spiel ansehe, dann haben wir uns das nicht verdient. Aber so ist der Fußball. Wir haben bei dieser WM gezeigt, dass wir mithalten können. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Aber dass wir verloren haben, ist nicht schön."
Ob er nach der WM im Amt bleibt, ließ Keshi offen. "Ich weiß es nicht."
Joseph Yobo (Kapitän und Eigentorschütze Nigeria): "Wir haben alles gegeben, aber so ist Fußball. Wir hätten es heute besser machen können. Am Anfang haben wir gut gespielt. Nur unsere Chancen haben wir nicht genutzt."