"Auch ich habe den Kopf geschüttelt"
Heute werden die Druck-Schmerzen in den Daumen wieder größer. Frenkie Schinkels gibt aber den Kämpfer und hält im Halbfinal-Duell gegen Argentinien freilich zu seinen Niederländern. "Von der Statistik her muss Argentinien mehr Angst haben, denn die letzten Duelle sind fast alle an die Holländer gegangen."
Er sieht seine Landsleute im Finale, auch wenn er vor der WM durchaus skeptisch war. "Anfangs habe ich über die Personalauswahl den Kopf geschüttelt. Van Gaal hat sich auf ein neues System festgelegt und wurde in Holland von allen Seiten kritisiert. Er hat nur Spieler geholt, die auch in dieses System reinpassen. Einen Van der Vaart hat er daheim gelassen, weil der ohnehin nur mehr in der Seitenblicke-Presse vorkommt. "
Seinen anderen drei Stars hat Van Gaal laut Schinkels vor dem Turnier die Ohren lang gezogen, vor allem Wesley Sneijder, der mit einem persönlichen Trainer an seiner körperlichen Fitness arbeiten musste. "Die Hierarchie im Team ist klar: 1. Robben, 2. Van Persie, 3. Sneijder. Aber der klare Chef ist der Trainer. Er hat auch gesagt, dass Holland auf den Titel losgeht. Dafür wurde er von vielen belächelt, auch von mir." Van Gaal scheint tatsächlich die Mannschaft im Griff zu haben. "Er ist jener Trainer bei der WM, der seiner Mannschaft die deutlichste Handschrift verpasst. Holland hat eine Tradition bei Stars, die sich untereinander nicht verstehen. Das ist diesmal nicht der Fall."
Nicht immer gefallen haben dem 51-Jährigen die Auftritte seiner Oranjes. " Die erste Hälfte gegen Mexiko war furchtbar. Zum Glück hat das Zimmer meiner Tochter ein kleines Fenster, sonst hätte ich den Fernseher hinausgeworfen."
Angekratztes Image
Seit dem WM-Finale von 2010 mit der überharten Gangart gegen Spanien haben die Niederlande das sympathische Image früherer Zeiten verloren. "Darunter leiden die Holländer selbst, weil sie gerne schönen Fußball von ihrer Nationalmannschaft sehen wollen. Da sind sie den Brasilianern ähnlich." Schinkels ortet in den Niederlanden ein Nachwuchsproblem. "Früher sind die Top-Talente reihenweise verkauft worden. Das passiert nicht mehr. Die aktuelle Abwehr im Team ist beispielsweise auf dem Niveau nur Mittelmaß."
Das gilt absolut nicht für Arjen Robben, nicht nur für Schinkels der auffälligste Spieler der WM. Dass Robben immer wieder von Anfällen von Schwindsucht heimgesucht wird, kann Schinkels begründen. "Robben hat noch etwas Kindliches in seinem Spiel. Und Kinder lassen sich gerne hinfallen."