Thema/WM2014

Die Niederländer ringen Australien nieder

Die Niederländer behielten die Weiße Weste bei dieser WM, mussten aber bei ihrem 3:2-Erfolg über Australien kräftig schwitzen. Und das lag ausnahmsweise nicht an der Witterung – in Porto Alegre im Süden Brasiliens hatte es zur Anstoßzeit um 13 Uhr nur 13 Grad.

Nach dem 5:1 gegen Spanien wurde Australien erstmals im vierten Spiel besiegt, aber mit viel Mühe. Oder anders ausgedrückt: Der dreifache WM-Finalist (1974, 1978 und 2010) hat sich in einer guten Partie durchgewurstelt.

Die Niederländer taten Partie vordergründig das, was sie schon gegen die Spanier ausgezeichnet hatte. Sie verlegten sich auf das Konterspiel. Und hatten so in Person des pfeilschnellen Arjen Robben in der 20. Minute Erfolg. Der 30-Jährige startete von der Mittellinie ein Solo, wurde eher begleitet, denn attackiert und stellte auf 1:0. Die Bayern-Abteilung hält damit bereits bei sechs WM-Toren, Thomas Müller und Robben waren bislang je drei Mal erfolgreich.

Die Freude von Robben und seinen Kollegen währte aber nur kurz: 13 Sekunden nach dem Anstoß erzielte Red-Bull-New-York-Stürmer Tim Cahill nach einer Flanke aus einem Volley ein Traumtor. Und sorgte damit vielleicht für ein kleines Déjà-vu bei Tormann bei Jasper Cillessen: Dieser hatte heuer schon als Ajax-Goalie gegen Salzburg von Jonathan Soriano ein (fast unhaltbares) Traumtor von einem Red-Bull-Spieler erhalten.

Die Australier wurden gefährlicher, weil auch die Niederländer jetzt das Spiel machen mussten. Mile Jedinak traf nach 54 Minuten per Elfer zur gar nicht unverdienten Führung. Jedoch war diesem ein mehr als fragwürdiger Elferpfiff von Djamel Haimoudi vorausgegangen. Daryl Janmaat war aus kürzester Distanz der Ball an die Hand geschossen worden.

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Turbulentes Finish

Diesmal reagierten aber die Niederländer schnell. Robin Van Persie schloss einen von Robben eingeleiteten Angriff sicher zum 2:2 ab und erzielte damit seinen dritten Turniertreffer. Danach ging es Schlag auf Schlag. Erst vergab Mathew Leckie mit der Brust die Chance zur erneuten Führung, im Gegenzug erzielte Memphis Depay mit einem Schuss aus 25 Metern den 3:2-Siegtreffer, benötigte dabei aber auch die Unterstützung von Torhüter Mat Ryan.

Den Australiern half es auch nichts, dass sie 120,6 Kilometer gelaufen sind (die Niederländer nur 115,1). Das ist vorerst der Topwert dieser WM.

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Porto Alegre, Estadio Beira-Rio, 41.000, SR Haimoudi (ALG)

Tore:
0:1 (20.) Robben
1:1 (21.) Cahill
1:2 (54.) Jedinak (Hands-Elfmeter)
2:2 (58.) Van Persie
2:3 (68.) Depay

Niederlande: Cillessen - Janmaat, De Vrij, Vlaar, Martins Indi (45.+3 Depay), Blind - De Jong, Sneijder, De Guzman (78. Wijnaldum) - Van Persie (87. Lens), Robben

Australien: Ryan - McGowan, Wilkinson, Spiranovic, Davidson - Jedinak, Bresciano (52. Bozanic), McKay - Leckie, Cahill (69. Halloran), Oar (77. Taggart)

Gelbe Karten: Van Persie bzw. Cahill (beide im nächsten Spiel gesperrt)

Louis van Gaal (Niederlande-Trainer): "Australien hat uns in der ersten Hälfte dominiert, das wollte ich ändern. In der Pause habe ich den Spielern erklärt, dass sie ein 4-3-3 spielen sollen, das ist die Formation, an die jeder niederländischer Spieler gewöhnt ist. In der zweiten Hälfte haben wir uns einen Chancenvorteil herausgespielt. Ich musste etwas ändern, um meinen Spielern wieder Selbstvertrauen zu geben. Am Ende ist alles gut gegangen, aber es hätte auch anders sein können."

Robin van Persie (Niederlande-Torschütze): "In der ersten Hälfte waren wir einfach schlecht. Es ist das größte Turnier mit den besten Spielern der Welt. Dann hat man es schwer, auch gegen Australien. Nach der Pause haben wir das System dann besser umgesetzt. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber natürlich ist es schade, dass ich im nächsten Spiel nicht dabei bin."

Arjen Robben (Niederlande-Torschütze): "Wenn du den Weltmeister 5:1 schlägst, ist die Gefahr groß. Dann bist du einer der Favoriten, aber im zweiten Spiel fängst du wieder bei Null an. In der ersten Hälfte waren wir überhaupt nicht im Spiel. Wir konnten den Ball nicht in der Mannschaft halten, die Australier waren viel aggressiver. Ich habe mehr Flugzeuge gesehen als Bälle. Dann gehen wir in Führung, und nach zehn Sekunden steht es schon wieder 1:1. Aber dann haben wir das Spiel noch gedreht. Gut war es nicht, aber drei Punkte sind natürlich das Wichtigste in einem Turnier. Man kann von uns alles erwarten."

Ante Postecoglou (Australien-Trainer): "Das war herzzerreißend. Ich wollte nur, dass die Spieler am Ende belohnt werden. Wir sind heute rausgegangen und haben gesagt, wir probieren alles, und das werden wir auch im letzten Spiel tun."

Tim Cahill (Australien-Torschütze): "Wir haben viele Videos von den Niederländern studiert und dachten wirklich, dass wir gewinnen könnten. Ich bin aber sicher, dass wir viel Respekt für den australischen Fußball erkämpft haben."