Kolumbien steht bereits im Achtelfinale
Gäbe es bei diesem Turnier eine Trophäe für die beste Liveperformance, Kolumbien wäre der WM-Titel wohl nicht zu nehmen. Niemand singt in Brasilien die Hymne so leidenschaftlich wie die Spieler und die zehntausenden Fans der Südamerikaner, die auch gestern wieder die Arena von Brasilia zu einer emotionalen Außenstelle von Kolumbien verwandelten. Die Gesangseinlage sollte aber nur die Ouvertüre gewesen sein. Als nach einer Stunde Jungstar Rodríguez gegen die Elfenbeinküste einen Cornerball mit dem Kopf zur hochverdienten 1:0-Führung ins Netz wuchtete (64.), stellten die kolumbianischen Meistersänger abermals ihre Tanzkünste unter Beweis. Auch im Kampf um die Trophäe für den schönsten Torjubel sind diese Kolumbianer eindeutig in der Favoritenrolle.
Holpriger Start
Das Duell der beiden Auftaktsieger in Gruppe C nahm erst mit Verspätung Fahrt auf. Eine Stunde lang regierten Vorsicht und Kampfgeist, und in den Offensivaktionen führten oft Zufall und Hektik. Die leichtfertig bis tollpatschig vertändelte Torchance von Gutíerrez in der ersten Halbzeit (28.) steht sinnbildlich für den holprigen Beginn. Der Kolumbianer hatte den Ball aus elf Metern neben das Tor gezielt. Für frischen Wind sorgte Didier Drogba, der wie schon beim 2:1 gegen Japan erst nach einer Stunde aufs Feld kommen durfte. Diesmal stach der berühmte Joker allerdings auf der Gegenseite – der Superstar der Elfenbeinküste übersah Gutíerrez beim Kopfball zum 1:0. Spannendes FinishMit dem Treffer legten beide Mannschaft ihre taktischen Fesseln ab und so entwickelte sich in der Schlussphase noch ein packender Schlagabtausch, in dem die Kolumbianer schnell auf 2:0 erhöhten. Nach einem Patzer von Serey Die schloss Quintero einen perfekt gespielten Konter ab (70.) und sorgte für ein weiteres Jokertor bei dieser WM-Endrunde.
Die Vorentscheidung? Ein Ruhekissen? Mitnichten. Denn die Mannschaft von der Elfenbeinküste schlug praktisch im Gegenzug zurück – Gervinho ließ dem kolumbianischen Schlussmann keine Chance und verkürzte zum 1:2 (73.). Die Afrikaner drängten zwar auf den Ausgleich, die größte Torchance hatte aber Quintero, der mit einem listigen Schuss aus 50 Metern beinahe Torhüter Barry überraschte (89.). So blieb’s beim verdienten und umjubelten 2:1. Nach dem 0:0 von Japan am Abend gegen Griechenland war die erste Achtelfinal-Teilnahme der Kolumbianer seit 1990 perfekt.
Kolumbien - Elfenbeinküste 2:1
Brasilia, Estadio Nacional, 65.000, SR Webb (ENG).
Torfolge: 1:0 (64.) J. Rodriguez
2:0 (70.) Quintero
2:1 (73.) Gervinho
Kolumbien: Ospina - Zuniga, Zapata, Yepes, Armero - Aguilar (79. Mejia), Sanchez - Cuadrado, J. Rodriguez, Ibarbo (53. Quintero) - T. Gutierrez
Elfenbeinküste: Barry - Aurier, Zokora, Bamba, Boka - Die (73. Bolly), Tiote - Gervinho, Y. Toure, Gradel (67. S. Kalou) - Bony (60. Drogba)
Gelbe Karten: Keine bzw. Zokora (im nächsten Spiel gesperrt), Tiote
James Rodriguez (Kolumbien-Torschütze): "Ich bin einfach nur sehr, sehr glücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass wir mit zwei Siegen in die WM starten würden."
Sabri Lamouchi (Elfenbeinküste-Teamchef): "Wir haben gegen ein gutes kolumbianisches Team verloren, sie haben unsere Fehler ausgenutzt. Ich kann meiner Mannschaft nichts vorwerfen, sie hat bis zum Ende gekämpft, alles versucht, um zu gewinnen, und ein gutes Spiel gemacht. Wir haben Gelbe Karten bekommen, während Fouls etwa an Gervinho nicht geahndet wurden. Leider fahren wir mit null Punkten weg, wir müssen uns jetzt wieder mobilisieren für das Spiel gegen Griechenland."
Jose Pekerman (Kolumbien-Teamchef): "Wir lernen noch und sind bei einer WM. Ich bin sehr glücklich über die Entwicklung von allen."