Thema/Olympia-2014

Superadler am Scheideweg

Manchmal fühlt sich Alexander Pointner dieser Tage an seine ersten Olympischen Winterspiele erinnert. 2006 in Turin war seinerzeit auch Unruhe rund um den österreichischen Adlerhorst aufgekommen, nachdem die Österreicher im Auftaktspringen leer ausgegangen waren. „Da haben wir auf der kleinen Schanze auch nichts gemacht und dann sind auch plötzlich zwei junge Sportler zu den Verantwortungsträgern dazugestoßen“, erzählt der Cheftrainer. „Damals waren das Thomas Morgenstern und Andreas Kofler. Die haben dann Gold und Silber gewonnen, jetzt haben wir zwei Junge, die Vierter und Fünfter geworden sind.“

Im österreichischen Adlerhorst zeichnet sich gerade ein Generationswechsel ab. Bereits bei der Vierschanzentournee hatte mit Thomas Diethart einem heimischen Senkrechtstarter die große Stunde geschlagen, und auch beim Auftaktspringen auf der Normalschanze waren die Teamküken Diethart und Michael Hayböck für die Superstars Schlierenzauer und Morgenstern in die Bresche gesprungen. „Wir sind in den letzten Jahren oft dafür kritisiert worden, dass bei uns nichts nachkommt. Jetzt haben wir zwei Leute behutsam herangeführt, die jederzeit eine Medaille holen können“, strahlt Pointner.

Frischen Wind kann das österreichische Skispringen auch gut brauchen. Denn etliche Skispringer, die in den vergangenen zehn Jahren für die Höhenflüge des rot-weiß-roten Adler federführend waren, haben das Pensionsalter erreicht:

Erfolgsgeneration

Martin Koch (32), 2006 in Turin Olympiasieger im Team und Fixgröße in der Mannschaft, beendet nach diesem Winter seine Karriere.

Wolfgang Loitzl (34), Weltmeister von 2009, Olympiasieger mit dem Team, Tourneesieger und Österreichs Sportler des Jahres, wird nach der WM 2015 in Falun auf dem Boden bleiben. Andreas Kofler (29), Teamolympiasieger, Tourneegewinner und Serienweltmeister mit der Mannschaft, hat auch schon über ein Jahrzehnt Weltcup-Erfahrung auf dem Buckel.

Und auch Thomas Morgenstern steht vor dem Absprung. Der Kärntner ist zwar erst 27, hat seinerzeit aber bereits mit 16 im Weltcup debütiert. Die beiden schweren Stürze in diesem Winter haben Morgenstern nachdenklich gemacht. Bei Olympia sprach er offen über das Karriereende. „Du weißt, wie viel Glück du gehabt hast bei deinen Stürzen, ich möchte es nicht herausfordern“, sagt der 27-Jährige.

Die Geburt seiner Tochter vor einem Jahr ist ein weiteres Argument für den baldigen Abschied. „Ich bin mir schon sehr bewusst über die Verantwortung für meine Kleine“, erklärt Morgenstern, „aber auf der anderen Seite ist Skispringen meine Leidenschaft, das, was ich am liebsten tu.“

Und dann ist da noch Gregor Schlierenzauer, mit 24 der Jüngste der Superadler-Generation. Bis auf das ersehnte Olympiagold hat der erfolgsverwöhnte Tiroler bereits alle Trophäen und Titel gewonnen, die es im Skispringen zu gewinnen gibt. Schlierenzauer hat schon so eine aufregende und intensive Karriere hinter sich, dass auch er sich in seinen jungen Jahren bereits Gedanken über seine Zukunft macht. „Es kann durchaus sein, dass ich sage, ich brauche eine Pause“, hatte der Tiroler zuletzt mehrfach erklärt.

"Hitzebilder" aus Sotschi