Thema/Olympia-2014

Letzte Chance für Stechers letztes Karriereziel

Wer Olympiasieger werden möchte, der muss nicht unbedingt über sich hinauswachsen. Und der braucht auch nicht zwangsläufig einen außergewöhnlichen Tag. Nein, man kann auch mit Mittelmaß das Maß aller Dinge sein. Das behauptet jedenfalls Mario Stecher, und der muss es ja wissen als österreichischer Rekordteilnehmer (sechs Olympiastarts). "Im Grunde würde eine Durchschnittsleistung oft schon reichen", sagt der 36-Jährige, "weil bei einer Großveranstaltung das Niveau immer niedriger ist, weil jeder versucht, ein Schäuferl draufzulegen. Das hat meist genau den gegenteiligen Effekt."

Stecher spricht da aus eigener Erfahrung. Bei seinen ersten Winterspielen vor zwei Jahrzehnten (Lillehammer) ist der Steirer als Teenager genau in diese olympische Falle getappt. "Ich hab’ mich reintheatern lassen, hab’ geglaubt, ich bin der beste Skispringer und muss alles zerreißen. Das war ein Fehler", erinnert sich Stecher.

Mittlerweile weiß der Oldie im Starterfeld: "Das abrufen, was man kann, ist völlig ausreichend." Mit dieser Strategie nimmt der Kombinierer am Dienstag auf der Großschanze auch den letzten Anlauf zum letzten großen Karriereziel. Die olympische Einzelmedaille fehlt dem Doppel-Olympiasieger mit dem Team noch in seiner Trophäensammlung. "2018 in Südkorea bin ich sicher nicht mehr dabei. Das kann ich versprechen", sagt Stecher, der sich auf seinen alten Tagen den Gold-Coup zutraut. "Wenn ich aus mir raushole, was ich drauf habe, kann ich auch gewinnen."