Ein Routinier gibt sein Olympia-Debüt

Hätte Willi Denifl seinerzeit auf seinen Verstand gehört, er hätte den Bakken wahrscheinlich längst gegen das Backen getauscht und würde wohl nur noch in der familieneigenen Brotstube zur Hochform auflaufen. Aber weil der Tiroler auch in den bittersten Stunden seiner Kombinierer-Karriere immer seinem Bauchgefühl vertraut hat, bekommt er nun auf seine alten Spitzensportler-Tage noch einen neuen Kosenamen verpasst: Olympiababy.

Denifl musste fast 34 Jahre alt werden und mehrere Sinnkrisen überstehen, um es endlich zu einem Start bei Olympischen Spielen zu bringen. "Ich habe mir mehrmals die Sinnfrage gestellt", erinnert sich der Wahl-Steirer. Zum Beispiel 2006, als er die Winterspiele in Turin verpasste. Oder 2010, als er für Vancouver nicht berücksichtigt wurde. "Das war nicht immer einfach, aber ich habe mir damals gesagt: ‚Das kann nicht alles gewesen sein.‘ Und ich wollte mir auch nicht irgendwann einmal vorwerfen, dass ich nicht alles probiert hätte", sagt Denifl.

Ohne seinen Einsatz und Idealismus wäre dem Routinier definitiv einiges entgangen. Die WM-Medaille im Teamsprint an der Seite von Bernhard Gruber zum Beispiel (2013). Oder sein allererster Weltcupsieg, den er vor wenigen Wochen im russischen Tschaikowski feiern durfte. Oder auch seine Premiere bei Olympia: 2002 war Denifl nur als Ersatzmann in Salt Lake City gewesen, jetzt hebt er im Bewerb auf der Normalschanze mit immerhin 33 Jahren zu seinem Jungfernflug ab.

"Die Vorfreude ist ganz eine andere als bei einem normalen Weltcuprennen", sagt der Stubaier, dem im Training noch nicht die besten Sprünge gelungen sind. Die Österreicher rechnen sich freilich im Kollektiv auf der Großschanze die größeren Chancen auf eine Olympiamedaille aus.

Das Skispringen auf der Normalschanze von Gorki beginnt um 10.30 Uhr (MEZ), der Langlauf über zehn Kilometer findet anschließend um 13.30 Uhr statt.

Christoph Bieler Der 36-jährige Tiroler startet in seine fünften Olympischen Spiele. Im Training war der Oldie auf der Normalschanze bester Österreicher.

Willi Denifl Der Weltmeister von 2003 musste 33 werden, um sein Olympia-Debüt geben zu dürfen. Denifl gewann heuer einen Weltcup in Russland.

Lukas Klapfer Auch der Steirer erlebt in Sotschi seine Olympia-Premiere. Die Stärken des 28-Jährigen liegen vor allem im Langlauf.

Mario Stecher Der Senior im Team (36) ist seit 1994 Stammgast bei Olympia und wegen seiner Erfahrung die größte Medaillenhoffnung.

Vancouver 2010: 1. Jason Lamy Chappuis (F), 2. Johnny Spillane (USA), 3. Alessandro Pittin (It), 5. Mario Stecher, 14. Felix Gottwald (Ö) , 15. David Kreiner, 25. Christoph Bieler.