Thema/Olympia-2014

Schröcksnadel rechnet mit Olympia ab

Die höchsten Herren der Ringe hatten keine Chance. Verloren saßen Karl Stoss, der Präsident des ÖOC, und sein Generalsekretär Peter Mennel auf dem Podium im Austria-Tirol-Haus und sahen sich aus nächster Nähe das Kabarett an, das neben ihnen veranstaltet wurde.

Eigentlich hätten sie Bilanz ziehen sollen über die Olympischen Spiele von Sotschi, aber dann drehte Peter Schröcksnadel in bewährter Manier auf und ließ die ÖOC-Granden nicht mehr zu Wort kommen. Also sprach der wortgewaltige Präsident des Österreichischen Skiverbandes über ...

... die bisherige Medaillenausbeute
Ich bin sehr, sehr glücklich darüber, dass unsere Kombinierer die 300. Medaille für Österreich geholt haben. Und Gold in der Herren-Abfahrt war für uns vom Skiverband sowieso schon die halbe Miete. Aber rundherum ist es genauso finster wie im Sommersport. Nehmen wir einmal die Rodler weg: Alle anderen gewinnen nix. Da muss ich schon sagen, da stimmt im ganzen Fördersystem in Österreich einiges nicht. Man kann sich nicht immer nur auf die Infrastruktur ausreden. Da gibt es keine Leistung. Wir haben den Langläufern das Geld zusammengekürzt. Jetzt hat sich etwas entwickelt, weil das Idealisten sind. Ich bleib’ jetzt bis Sonntag da und schau’ mir den Johannes Dürr an. Auf den zähle ich.

... das Abschneiden in den jungen Trendsportarten Skicross und Snowboard
Die größte Enttäuschung waren für mich die neuen Sportarten. Da waren Riesen-Chancen, dass man da zwei Medaillen macht. Da gehe ich zu einer Athletin und habe mir die Kante angeschaut – die Kante habe ich nachgerichtet. So kannst’ nicht fahren, das ist unmöglich. Wenn wir als ÖSV diese Sportart weiter betreuen wollen, was wir auch wollen, dann muss dort Professionalität einkehren, die jetzt nicht da ist. Wenn einer im Snowboardcross fünfzig Meter nach dem Start schon zehn Meter hinten ist, dann kann man nichts gewinnen. Das ist leider noch eine Partie, die sehr unprofessionell ist, da werden wir als Verband drauf schauen, dass da mehr Professionalität einkehrt. Auch mit dem Benjamin Karl und Co. hab’ ich keine Gaudi. Wenn einer neun Zehntel vorne ist und dann vergeigt er den zweiten Durchgang, dann habe ich keine Freude. Entweder wir machen a Gaudi-Partie oder wir machen an Sport.

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... seinen Eindruck von den Olympischen Spielen in Sotschi
Ich bedaure es sehr, dass man vor den Olympischen Spielen so schlecht geredet hat. Man sollte einen Gastgeber eigentlich besser behandeln. Alle Athleten, die vorher schon einmal bei Olympia waren, sind sehr zufrieden. Und was die wilden Sicherheitskontrollen betrifft: Davon habe ich nichts gemerkt. Reisen Sie doch einmal nach Amerika. Dort wird man wie ein Verbrecher behandelt. Was die Fingerabdrücke betrifft und dergleichen.

... die Unstimmigkeiten im Skisprung-Lager
Diese Diskussionen um den Heimtrainer von Gregor Schlierenzauer waren ein Unsinn. Der hatte eine Akkreditierung und hätte einfach herfahren können. Also warum es die Diskussion gibt, verstehe ich nicht, weil der Herr Schlierenzauer mit dem Herrn Pointner gemeinsam beschlossen hat, den nehmen wir nicht mit. Der Schlieri hat es im Moment nicht drauf. Die Skispringer haben sich unter ihrem Wert verkauft. Außer die Daniela Iraschko, die hat Historisches geleistet. Da kann man einmal überlegen, sie die Fahne tragen zu lassen.

... die Spionageaffäre rund um Anton Giger
Ja mei. Er hat nichts fotografiert, was nicht erlaubt war. Ich war extra oben am Turm und habe mir das angeschaut. Der hat ein Tourismus-Foto gemacht. Was will denn der von hinten fotografieren? Da haben wir viel bessere Aufnahmen beim ORF, alles Unsinn.

... die Nachnutzung der Olympiaregion rund um Sotschi
Das Skigebiet ist super, man ist in fünf Stunden von Moskau hier. Die Villages oben auf 1500 Meter sind auch schneesicher. Ich gebe Sotschi eine Chance.

... seine persönlichen Erfahrungen
Mein erstes Hotelzimmer hatte Fenster, die eng waren wie Schießscharten. Da bin ich nach einer Woche wieder ausgezogen. Im neuen Hotel ist in der Dusche nur das glühend heiße Wasser gegangen. Da habe ich nicht Duschen können.