Thema/Olympia-2014

Janine Flock: Kopf voraus ins Rampenlicht

Dritter Platz beim Heimweltcup in Igls, EM-Titel, Stargast in Sporttalkshows, Fotoshooting in Unterwäsche, Olympiapremiere, Medaillenhoffnung, Drohbrief eines Stalkers – was Janine Flock mit ihren 24 Jahren schon alles erlebt hat, das reicht gewöhnlich für eine ganze Sportlerkarriere.

Die Tirolerin erlebte das alles komprimiert, innerhalb von vier Wochen, als Überdosis Erfolg und Emotion quasi. So etwas will erst einmal verarbeitet werden. "Es war für mich am Anfang ganz komisch, wenn ich mich selbst im Fernsehen gehört habe. Mir kommt vor, mein Dialekt klingt irgendwie lustig", sagt Flock.

Andere würde das Tamtam um die eigene Person aus der Bahn werfen, nicht so Österreichs Skeleton-Pilotin. Inmitten des Trubels wirkt sie stets ruhig und überlegt. Fast so, als würde sie das alles sogar genießen. "In der letzten Zeit waren es viele Pressetermine", sagt sie und bestätigt: "Das ist zwar alles Neuland für mich, aber ich mache das auch sehr gerne und muss mich sogar selber einbremsen. Es geht ja hier immer noch um den Sport", sagt Flock.

Beim Einbremsen hilft mitunter auch der Trainer: Martin Rettl verordnete seiner besten Athletin nach dem EM-Titel und dem Terminstress Abschalten. Sie sollte sich in aller Ruhe vorbereiten können. "Egal, was bei Olympia passiert, mit Janine kann ich heuer sehr zufrieden sein", sagt der Trainer, selbst Silbermedaillen-Gewinner von Salt Lake City 2002.

Dabei sahen die Zukunftspläne der Tirolerin vor der Saison noch anders aus. Sogar mit dem Karriereende nach Olympia hatte sie kokettiert. Mittlerweile zerbricht sie sich darüber nicht mehr den Kopf. Das nächste Ziel ist längst definiert: die Heim-WM 2016 in Innsbruck-Igls.

Neue Rolle

In Russland gibt sich Flock vor dem ersten Olympia-Start am Donnerstag (8.30 Uhr MEZ) selbstbewusst. "Ja, ich zähle zu den Medaillenkandidaten", sagt sie, fügt aber schnell hinzu: "Renntag ist Renntag, da ist noch einmal alles anders." Ungewohnt ist in Sotschi auch das Format: Statt der üblichen zwei Läufe wird bei Olympia vier Mal Kopf voraus den Eiskanal hinuntergebrettert.

Überhaupt fühlt sich so kurz vor der Olympia-Premiere vieles anders an. "Die Anspannung ist schon die ganze Woche da. Natürlich schwirrt die Goldmedaille im Kopf von jedem Sportler herum", sagt Flock. Und dann wäre da natürlich noch die ständige Fragerei nach dem werten Befinden. Seit der Entführungsdrohung kurz vor der Abreise scheint ihre Form in den Hintergrund gerückt zu sein. "Ich fühle mich sehr wohl und lasse mich nicht davon beeinflussen", wiederholt sich die Skeleton-Pilotin zum gefühlt x-ten Mal. Immer noch freundlich.

In dieser Hinsicht ist sie schon ganz Profi. Als wäre sie bereits viel länger Teil des Medienzirkus – nicht erst seit vier Wochen.

Freund als gutes Omen für Flock?