Thema/Olympia-2014

Ein Silberstreif am Adlerinnen-Horizont

Die Reporterin fiel gleich mit der Türe ins Haus. Wie denn ihre ungewöhnliche Partnerschaft funktioniere, wurde die bekennende Homosexuelle Daniela Iraschko-Stolz bei der Siegerpressekonferenz als Allererstes gefragt. Und die neugierige Dame aus Brasilien meinte natürlich die enge Beziehung der österreichischen Skispringerin zum, richtig: Fußball.

Dass Frauen über Schanzen springen, ist für Südamerikaner schon schwer nachvollziehbar. Dass dann aber eine von ihnen auch noch zugleich in der Damen-Bundesliga am Ball ist, das übersteigt nun wirklich jegliche Vorstellungskraft.

Das war dann aber auch schon die intimste Frage an Daniela Iraschko-Stolz, und der Silbermedaillengewinnerin war das auch gar nicht so unrecht.

Denn gerade in den Wochen vor Olympia war die Skisprung-Weltmeisterin von 2011 allzu oft auf ihre Homosexualität reduziert worden. Sie sei sich fast wie die "Lesben-Obfrau" vorgekommen, hatte sich Iraschko-Stolz in einem Interview einmal beklagt und daraufhin beschlossen, zu der Situation der Schwulen und Lesben in Russland besser nichts mehr zu sagen. "Weil ich bin als Sportlerin zu den Olympischen Spielen gekommen."

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Und als solche hat Iraschko-Stolz zusammen mit ihren Kolleginnen ohnehin ein klares Statement abgegeben: für das Damen-Skispringen. Die spannende Olympia-Premiere auf der Gorki-Schanze zeigte deutlich, welchen großen Sprung die Adlerinnen seit der ersten offiziellen Weltmeisterschaft 2009 gemacht haben. "Damals war das überhaupt keine Werbung für unseren Sport, aber hier in Sotschi haben wir einen richtig lässigen Wettkampf abgeliefert. Wir alle haben gezeigt, wie gut Damen Ski springen können", sagte die 30-Jährige.

Dass sie durch ihren verhauten ersten Sprung ("ich war extrem angespannt, so kenne ich mich gar nicht") die Goldmedaille verpasst hat, nimmt Daniela Iraschko-Stolz locker. Erstens war es ohnehin schon ein kleines medizinisches Wunder, dass sie nach ihrer Knieverletzung überhaupt bei Olympia abheben durfte. "Und zweitens habe ich jetzt wenigstens einen Grund, 2018 in Südkorea noch einmal zu springen. Bis dahin habe ich dann auch in Brasilien Fans."