Thema/Olympia-2014

Weibliche Pionierarbeit im Eiskanal

In der Not, in der Not, da werde ich Bob-Pilot.“ Christina Hengster hat diesen bei Leichtathleten so beliebten Schmähgesang schon oft zu hören bekommen. Auch sie war einst auf der Tartanbahn daheim, auch sie wechselte die Seiten, und auch sie weiß ganz genau: „Als Leichtathletin hätte ich es vermutlich nie zu Olympia geschafft.“

Als Bobpilotin steuert die Tirolerin nun sogar den ersten österreichischen Damen-Schlitten, der überhaupt bei Olympia im Einsatz ist. Die 27-jährige Pionierin aus dem Eiskanal hat für ihre Leidenschaft für Geschwindigkeit, Spektakel und Action sogar ihre Juristen-Karriere auf Eis gelegt. „Es ist gut zu wissen, dass ich schon eine Ausbildung habe“, erklärt Hengster, die im Sommer als Polizistin ihren Unterhalt verdient.

Auch verdienen muss: Denn das Leben im Bob-Business ist keineswegs so angenehm, wie sich das viele vielleicht vorstellen. Preisgeld gibt es kaum zu verdienen, ein Zweierschlitten, wie ihn die 27-Jährige lenkt, kostet mindestens 35.000 Euro, die mediale Aufmerksamkeit ist meist gering. „Natürlich sind wir in gewisser Weise Idealisten“, sagt Christina Hengster.

Im Vorjahr hatte die Tirolerin einen Stammplatz in den Top Ten. In der Olympiasaison aber ist das Leistungsniveau stark angestiegen und Hengster hat meist das Nachsehen. Auch deshalb, weil sich viele Bobpilotinnen prominente Anschieberinnen in die Schlitten gesetzt haben. So werden die US-Bobs von Lauryn Williams und LoLo Jones in Fahrt gebracht. Zwei Weltmeisterinnen – in der Leichtathletik.