Thema/mutgeschichten

„Oft weiß man nicht, wo einen der Weg hinführt“

„Ich springe einfach ins kalte Wasser.“ Das war ihre Antwort, als ihr Vater sie fragte: „Traust du dir das wirklich zu?“ Andrea Leitgeb war 38 Jahre alt, als sie beschloss, von vorne anzufangen. Die gebürtige Tirolerin hatte bereits ihre Ausbildung als Allgemeinchirurgin absolviert und in den USA und in Luxemburg als Ärztin gearbeitet. Dann verpflichtete sie sich beim Bundesheer. „Ich las in der Ärztezeitung zufällig einen Artikel über Frauen beim Heer“, erzählt Andrea Leitgeb. „Da wurde eine Studienkollegin von mir erwähnt, die ich schon seit Jahren aus den Augen verloren hatte.“ Die Chirurgin rief diese einfach an. „Wir haben ewig am Telefon über unser Leben getratscht“, so Leitgeb. „Als mir meine Freundin erzählte, wie interessant die Arbeit der Militärärzte sei, habe ich die Entscheidung getroffen.“

Durchhaltevermögen

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Den weißen Kittel gegen die Uniform zu tauschen, war also eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. „Es kommt auf die Erziehung an, was man sich selber zutraut“, fasst Andrea Leitgeb zusammen. „Mut ist auch, einen Weg zu gehen, von dem man nicht weiß, wo er hinführt.“ Nach der Aufnahmeprüfung begann der Grundwehrdienst. Die Ärztin war nicht die einzige Frau, – aber: „Die anderen hätten alle meine Kinder sein können.“ Die Grundausbildung war nicht immer leicht, es war Jänner, einer der kältesten seit Jahren. Andrea Leitgeb erinnert sich an Eisplatten, die das Laufen erschwerten, frühes Aufstehen und eingefrorene Zehen. „Natürlich war das nicht immer leicht“, fasst die Medizinerin zusammen. „Aber man muss mit Stärke und Kompetenz weitergehen, auch wenn Steine im Weg liegen.“ Für Andrea Leitgeb hat sich der Mut bezahlt gemacht: Nach ihrer militärischen Ausbildung arbeitete sie als Batallionsärztin am Golan. Seit 1. April ist sie Kommandantin der Sanitätsschule und der erste weibliche Brigadier Österreichs. Andrea Leitgeb: „Ich habe mich der Herausforderung gestellt und bin heute sehr zufrieden und glücklich mit meiner Arbeit und auch stolz, diesen Karriereweg eingeschlagen zu haben.“