„Mindestens einen Schritt mehr wagen, als sicher ist“
Von Dorothe Rainer
KURIER: Haben Sie heute schon Mut bewiesen?
Michael Trimmel: Naja, indem ich mich diesem Interview stelle, was nicht alltäglich ist. Es braucht aber nur ganz wenig Mut, weil ich ja weder mit Bedrohung noch Verlust konfrontiert werde.
Also man muss nicht gleich von Klippen springen, um Mut zu beweisen?
Es kommt darauf an, wie ängstlich eine Person von Haus aus oder aus Erfahrungen geworden ist. In Abhängigkeit von der persönlich empfundenen Angst können auch ganz unscheinbare Entscheidungen für manche Menschen mutig sein.
Können Sie das näher erklären?
Ist Mut eigentlich erlernbar?
Bis zu einem gewissen Grad, ja! Mut heißt ein bisschen mehr zu riskieren, als sicher bewältigt werden kann, also ein Risiko einzugehen. Das kann systematisch trainiert werden, üblicherweise durch eine Steigerung der Kompetenz, etwa durch lernen, und eine verbesserten Emotionskontrolle.
Warum fühlt es sich so gut an, wenn man mutig war?
Bei emotionalen Aufregungen wie der Angstbewältigung werden Endorphine freigesetzt, die dann ein Glücksgefühl verursachen. Dazu kommt noch das kognitive Glücksgefühl, das Vorgenommene wirklich geschafft zu haben.
Von Fernandel stammt das Zitat „Wer zugibt, dass er feige ist, hat Mut“ ...
... da hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn niemand gibt gerne zu, dass er Angst hat, denn dann könnte man an Ansehen verlieren. Niki Lauda hat einmal zugegeben, dass er sich beim Rennfahren fast in die Hose gemacht hätte. Er ist aber immer wieder Rennen gefahren, das ist mutig, weil er die Angst akzeptiert und benutzt hat, um noch konzentrierter und konsequenter zu fahren. Das Wahrnehmen der Angst bewahrt einen zudem davor, übermütig zu werden.