Sterbebegleiterin. Gabi Klein betreut Menschen auf ihrem letzten Weg
Es war eine Zäsur, ein schmerzhafter Wendepunkt in ihrem Leben, als ihr Mann im Dezember 2007 ganz plötzlich verstarb. Auf der Straße zusammengebrochen, keine Möglichkeit des Abschiednehmens, keine letzten Worte, nur das Gefühl von Trauer und Hilflosigkeit. Der Schmerz damals war überwältigend und hatte Gabi Klein über Monate in seinem Bann gehalten. Ihren Beruf als Lehrerin musste sie aufgeben. Heute sagt sie: „Es gibt ein Leben vor dem Tod meines Mannes und eines danach.“
In diesem zweiten Abschnitt widmet sich die 63-Jährige ganz bewusst dem Tod. „Ich habe mir gedacht, dass ich am Leben bin, muss einen Sinn haben und den habe ich gefunden“, so Klein. Denn als einige Monate nach dem Tod ihres Mannes eine gute Freundin an Krebs erkrankte, hat sie diese bis in den Tod begleitet – ohne Scheu und Angst. Sie war Sterbebegleiterin. Gabi Klein betreut Menschen auf ihrem letzten Weg, war einfach für die Freundin da. „Es war ein schönes Erlebnis, nahe gehend, aber nicht erschreckend“, erinnert sich Klein. So ließ sie sich vor sechs Jahren zur Sterbe- und Trauerbegleiterin ausbilden und arbeitet seit fünf Jahren ehrenamtlich im Hospiz am Rennweg.
Gabi Klein ist eine von 60 freiwilligen Mitarbeitern im Hospiz. „Ohne jeden einzelnen von ihnen könnten wir unsere Leistungen und Angebote in der Form nicht anbieten,“ sagt Sabina Dirnberger von der Caritas Socialis. Für Gabi Klein ist es aber ganz normal, was sie tut, denn es ist ihr ein Anliegen zu helfen. Wenn man sie darauf anspricht, dass es schon sehr bemerkenswert und mutig ist, sich nach eigenen Schicksalsschlägen so intensiv mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen, winkt die dreifache Oma bescheiden ab: „Die Arbeit hier ist ein Geben und Nehmen. Helfen zu können bereitet mir Freude.“ Es sind in den letzten Stunden eines Menschen oft kleine Dinge oder Gesten, die große Wirkung haben, etwa wenn ein Hospizgast zur Ruhe kommt, weil Gabi sich Zeit nimmt und ganz ruhig an seinem Bett sitzen bleibt. Routine wird die Arbeit mit dem Tod nie, jedes einzelne Schicksal bewegt und berührt, da ist es wichtig, einen Ausgleich zu schaffen. „Ich schöpfe Freude aus dem Sein und aus dem Leben und da gehört das Sterben einfach dazu“, so Klein.
MUT in Serie
In den kommenden Wochen stellen wir weitere Personen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen Mut bewiesen haben. Es sind nicht die großen Helden im Rampenlicht, sondern es geht um ganz normale Menschen und ihre außergewöhnlichen Geschichten und Leistungen.
Termine: MUT-Serie
20.5. Im Alleingang: Andrea Leitgeb hat Mut bewiesen, sie ist Österreichs erster weiblicher General.
23.5. Gegen alle Widerstände: Viktoria Papez ist Taucherin, trotz ihrer Querschnittlähmung.
29.5. Hintergründig: Prof. Michael Trimmel erzählt über die Psychologie des Mutes.
7.6. Aus der Krise: Nach der Arbeitslosigkeit ist Michael Kornherr nun erfolgreicher Geschäftsmann.