Heidi Katna und die Reise zum Ich
In ihrem Job, sagt Heidi Katna, bekomme sie von ihren „Arbeitgebern“ jeden Tag sehr viel zurück. Dass sich ihre Schützlinge später einmal in allen Bereichen des Lebens zurechtfinden und dass sie einen „Ich-Kompetenz“ entwickeln, das ist das Ziel der Kindergartenpädagogin. Mit Hilfe einer vorbereiteten Umgebung geht Heidi Katna an ihre Arbeit heran. „BEN“ ist dabei ihr täglicher Begleiter. BEN – das bedeutet Bewegung, Ernährung und Natur. Diese drei Themen hat Heidi Katna in der Arbeit mit ihren elf Krippenkindern im burgenländischen Lackendorf zum Schwerpunkt erkoren. Dass es nicht bei der Theorie bleibt, dafür sorgen die Pädagogin und ihre vier Kolleginnen des Caritas-Kindergartens jeden Tag aufs Neue.
Jause selber machen
Bereits in der Früh schnippeln die Burschen und Mädchen Paprika in Stücke. Bei der gemeinsamen Jause streicht sich Emily die Butter selbst aufs Vollkornbrot und belegt es mit den roten Paprikastreifen. „Dadurch lernen die Kinder nicht nur die Speisen und den richtigen Umgang mit dem Besteck kennen, sie lernen auch, sich zu konzentrieren“, weiß Katna. Die Zutaten für das Apfelkompott, dass zur Nachspeise kredenzt wird, haben sich die Kids selbst besorgt. Die Früchte haben sie eigenständig gepflückt, mit Hilfe eines Leiterwagerls wurden die Ernte „eingefahren“. Für die tägliche „gesunde Jause“ stehen immer Fruchtsäfte – wie Holunder- und Zitronenmelissensaft – bereit. Die Ingredienzien stammen zum Teil aus dem hauseigenen Obst- bzw Gemüsegartl. „Es ist mir ein Anliegen, dass die Kinder wissen, woher ihr Essen kommt.“
Das Erleben mit allen Sinnen steht für Heidi Katna, die auch ausgebildete Montessoripädagogin ist, stets im Mittelpunkt.
Elemente begreifen
Apropos Sinne: Auch bei den Schwerpunkten „Bewegung und Natur“ können die Kleinen alle Elemente erleben und im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. Bei den Ausflügen auf Wald und Wiese sind Katnas Schützlinge nicht nur ständig in Bewegung. Durch Erforschen lernen sie die Fauna und Flora ihrer Umgebung kennen.
Vorsichtig streicht Elias über die Rinde eines Baumes. „Wir fragen die Kinder, wie sich die Rinde anfühlt, wie sie riecht. Durch das Beschreiben erweitert sich nebenbei auch der Wortschatz.“ Im Laufe der Zeit gelinge es den Mädchen und Burschen außerdem, die verschiedenen Rinden den jeweiligen Bäumen zuzuordnen. „Eigentlich fließt ein Lernprozess in den anderen“, erklärt die Pädagogin, der die Individualität jedes einzelnen Kindes am Herzen liegt. „Bei uns steht das Individuum im Vordergrund. Jedes Kind wird dort gefördert und abgeholt, wo es in seiner Entwicklung gerade steht."